Politik/Inland

ÖGB-Chef Katzian erteilt für Lohnverhandlungen Einmalzahlungen Absage

Wie heiß der Lohnverhandlungs-Herbst wird, das könne er noch nicht sagen, erklärte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian im Mittagsjournal am Samstag auf Ö1. Klar sei: Man habe eine Inflationsabgeltung in Höhe von sechs bis sieben Prozent sowie einen Reallohnzuwachs gefordert. Ein Abschluss unter der rollierenden Inflation "ist für uns nicht denkbar", so der mächtige Gewerkschaftsboss. Das sei "common sense" aller Gewerkschaften. Einmalzahlungen könnten jedenfalls "niemals ein Ersatz für den Ausgleich der Inflationsrate" sein.

"Humbug"

Der Frage, ob eine Lohn-Preis-Spirale drohe, wie die Arbeitgeberseite oft in den Raum stellt, entgegnete Katzian erneut, wie er sagte, dass das "Humbug" sei. Die Lohnabschlüsse würden ja nicht pro futura gemacht, "sondern sie folgen den letzten 12 Monaten". Auch das Argument der Arbeitgeber, dass die Wirtschaft sich eintrübe, ließ er nicht gelten. "Die Wirtschaft trübt sich immer ein", so Katzian - Mitte August komme immer jemand, der sage, es wird alles schlechter.

Auch das Thema Arbeitszeitverkürzung stehe "seit vielen Jahren" auf der Agenda der Gewerkschaften. Die letzte große Arbeitszeitverkürzung sei jene der 40-Stunden-Woche gewesen. Es sei also "dringend notwendig", das zu tun, aber: Bei den diesjährigen Lohnrunden werde es angesichts der hohen Inflationsraten eher ums Geld gehen.

Tempo gefordert

Was die hohen Energiepreise angeht, betonte Katzian erneut, dass sich der ÖGB für eine Deckelung ausgesprochen habe. Dass noch immer keine konkreten Vorschläge der Regierung auf dem Tisch lägen, gehe ihm "schon am Hammer". Es brauche sowohl einen Deckel bei Strom und Gas für den Grundbedarf "auf einen Wert, der dem Jänner dieses Jahres entspricht". Alles, was darüber ist, solle zum Marktpreis erhältlich sein. Es brauche aber auch einen eigenen Wert für Wärmepumpen, so der ÖGB-Präsident. Denn die Menschen, die in den vergangenen Jahren von Öl und Gas auf Wärmepumpe als Heizsystem umgestiegen sind, hätten aufgrund des Strombedarfs der Wärmepumpe höhere Grundverbrauchswerte.

Mit Blick auf Wien, wo unter der dortigen Regierung unter SPÖ-Führung die Tarife etwa für Fernwärme jetzt um 92 Prozent angehoben werden, erklärte Katzian, dass er nicht wisse, ob die "Glaubwürdigkeit" der SPÖ darunter leide. Aber er habe diese Vorgangsweise kritisiert und er "stehe dazu". Was er wolle sei eine "einheitliche Vorgehensweise" bundesweit bei diesem Thema.

"Never ever"

Angesprochen auf eine Änderung des Arbeitslosengeld-Modells hin zu einer degressiven Variante erklärte Katzian, dass er nicht komplett dagegen sei. Würde man das Arbeitslosengeld zu Beginn der Arbeitslosigkeit etwa wesentlich höher als die aktuelle Rate ansetzen und dann auf 55 Prozent runtergehen, könne er sich das vorstellen. Unter 55 Prozent aber "never ever", betonte der ÖGB-Chef.