Politik/Inland

Neue Grünen-Chefin Haider-Wallner will im Burgenland mitregieren

Landesparteichefin der burgenländischen Grünen ist sie schon, bei der nächsten Landtagssitzung am 27. Juni wird Anja Haider-Wallner nun auch offiziell Klubobfrau. Sie übernimmt beide Ämter von Regina Petrik - und hat große Ziele: Nach der Anfang 2025 anstehenden Landtagswahl will Haider-Wallner mit den Grünen als Juniorpartner der SPÖ mitregieren. "Ich glaube, es ist wichtig, dass wir hier im Burgenland auch einen Beitrag leisten und gestalten", betonte sie im APA-Interview.

Mandate im Landtag halten

In einem ersten Schritt will Haider-Wallner jedenfalls die zwei Mandate der Grünen im Landtag halten und "Stimmen maximieren". Dass die SPÖ die Wahl gewinnen und Hans Peter Doskozil Landeshauptmann bleiben werde, davon sei sie überzeugt. Nach 60 Jahren SPÖ-Landeshauptleuten sei das im Burgenland "anders unvorstellbar". Die absolute Mehrheit aber tue "dem Burgenland nicht gut", hielt Haider-Wallner fest. Im Gespräch mit Burgenländerinnen und Burgenländern habe sie immer wieder Kritik am "Drüberfahren" des Landeshauptmannes gehört.

Im Wahlkampf will die Unternehmerin dementsprechend um jede Stimme laufen. "Wir wollen den Menschen zeigen, dass Vorurteile, die gegen Grüne geschürt werden, natürlich auch von Trollen und rechten Hetzern, nicht wahr sind", sagte sie. Im Sommer werde sie daher in allen burgenländischen Bezirken unterwegs sein. Geplant seien unter anderem eine Draisinentour und Kanufahren auf der Raab, aber auch Schnapsen im Wirtshaus: "Ich bin begeisterte Bauernschnapserin, wenn auch nicht so gut", erzählte Haider-Wallner.

Thematisch will die 44-Jährige auf Bodenschutz und Ortskernbelebung setzen. Zuletzt hätten die Überschwemmungen im Burgenland wieder gezeigt, wie wichtig Bodenschutz sei. Die Überflutungen seien nämlich eine Folge davon, "dass die Böden ausgelaugt sind, dass zu viel zubetoniert ist, und dass zum Teil Wälder und Feuchtwiesen nicht mehr da sind". Geschäfte und Unternehmen wollen die Grünen in die Zentren bringen statt in Businessparks an den Ortsrändern. Das sei auch für die Bewohner von Bedeutung, zumal damit wieder mehr Leben in den Ort komme.

Unregelmäßigkeiten bei der Wirtschaftskammerwahl

Haider-Wallner war von 2014 bis 2023 Landessprecherin der Grünen Wirtschaft und ab 2007 Mandatarin in der Wirtschaftskammer. Der Wechsel an die Parteispitze sei nun "der nächste Schritt in meinem politischen Engagement". "Ich bin in die Politik gegangen, um etwas zu gestalten", hielt Haider-Wallner fest. Gleichzeitig scheue sie nicht davor zurück, "anzusprechen, wenn etwas nicht in Ordnung ist", wie etwa in der Vergangenheit bei Unregelmäßigkeiten bei der Wirtschaftskammerwahl.

Zu den oftmals kritisierten ausgegliederten Landesgesellschaften meinte Haider-Wallner: "Ich bin überzeugt, dass es Bereiche gibt, wo die öffentliche Hand steuern soll", etwa was das Wasser oder auch den Müll betreffe. Ansonsten sei sie aber der Meinung, dass "die freie Wirtschaft auch gut wesentliche Dinge wie Nahtransport oder Molkereien abdecken kann". Bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten einzugreifen, um Arbeitsplätze zu retten, "da bin ich dabei", betonte die Grünen-Chefin. Man müsse sich aber gut anschauen, zu welchen Bedingungen man das mache. "Ob es jetzt etwa 100.000 Sektflaschen sein müssen, die das Land kauft, wage ich zu bezweifeln."

Für die im Herbst anstehende Nationalratswahl sei es aus ihrer Sicht wichtig, "klar hervorzuheben, was ist die Folge für unser aller Leben, wenn die Rechten Österreich übernehmen". In rechtspopulistisch regierten Ländern werde das Sozialsystem "auf den Boden gefahren und gerade Menschen, die jetzt gerne die FPÖ wählen, werden davon betroffen sein".