Neos feiern ihr „Jahrhundertprojekt“
Jubelstimmung im pinkfarbenen Neos-Hauptquartier im 7. Wiener Gemeindebezirk. Als offiziell bekannt wird, dass die Neos knapp unter fünf Prozent liegen, gibt es frenetischen Applaus, der Hero des Wahlabends heißt Matthias Strolz. „Ein Jahrhundertprojekt ist gelungen“, sagt der Neos-Chef.
Freunde und Sympathisanten der jungen Partei fallen einander um den Hals, wer kann, hält ein Schild hoch, auf dem steht: „Jetzt packen wir es an“. Strolz freut sich wie ein kleiner Bub, in Gedanken ist er aber schon viel weiter: „Wir werden das Parlament mit neuen Ideen durchfluten“, sagt er voller Tatendrang.
Angelika Mlinar, die Vorsitzende des Liberalen Forum (LIF) und Bündnispartnerin der Neos, strahlt über das ganze Gesicht. „Das Ergebnis zeigt, dass die Menschen den Mut haben, etwas Neues zu wagen, die Menschen wollen eine Veränderung.“ Mindestens neun Abgeordnete dürften die Neos bekommen.
Der 40-jährige Parteigründer sieht sich schon die wichtigsten Projekte der liberalen Partei realisieren. Die Neos wollen sich sofort für drei Initiativen stark machen: Eine Senkung und Neuregelung der Parteienfinanzierung, eine Bildungsreform und ein Pensionssystem, das „enkelfit“ ist.
Ohne Parteibuch
Bis 2020 soll die Parteienförderung um 75 Prozent reduziert werden, womit Österreich im „guten europäischen Durchschnitt“ liegen würde. Beim Thema Bildung wollen die Neos einen Konvent der „Kräfte des guten Willens“ ins Leben rufen. „Wir wollen eine Pädagogik ohne Parteibuch“, sagt Strolz. In einer Bildungspolitik, die Chancengleichheit bietet und Schüler mit Migrationshintergrund besser fördert, sehen die Neos auch einen Hebel zur Bekämpfung der Armut. Und wie alle liberalen Parteien verlangen sie eine Steuersenkung. Derzeit zahlen Österreicher im Schnitt 44,2 Prozent an Abgaben. Bis 2020 wollen Neos die Steuerquote auf unter 40 Prozent senken. Der Aufstieg der Neos begann vor einem Jahr.
„Wir werden das Parlament mit neuen Ideen durchfluten.“
In einem Hotel im Wienerwald, sammelte Strolz 40 Freunde um sich, um die Gründung einer neuen Partei auszuloten. Die Gruppe war sich sicher: Die seit Jahren herrschende Staatsgläubigkeit brauche ein Korrektiv, das politische System eine neue Dynamik. Die Neos – Das Neue Österreich – wurden gegründet, mit ungewöhnlichen Methoden wie Hauspartys, Tür- zu Tür-Kontakten und 6000 speziellen Neos-Freunden wurden Wähler angeworben. Im Frühjahr kam es zum Bündnis mit dem LIF. Der Industrielle Hans Peter Haselsteiner – bisher schon LIF-Förderer – half kräftig. Rund 450.000 Euro spendete er bar und übernahm die Haftung für einen 500.000-Euro-Kredit. Zu Hause in Kärnten feierte Haselsteiner den Sieg der Neos gelassen bei einem Glas Wein. Die Feier in Wien schwänzte er. Seine aktive Teilnahme am Wahlkampf in den vergangenen drei Wochen wirkte wie ein Turbo für die Neos. Bei einer Regierungsbeteiligung steht er als Minister zur Verfügung.