Politik/Inland

Minister Doskozil stockt die Panzerflotte auf

Gerade noch rechtzeitig vor Jahreswechsel kam das grüne Licht aus dem Finanzministerium, und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil schlug zu: Im Steyr-Panzerwerk SSF in Wien-Simmering wurden 34 Mannschaftstransportpanzer "Pandur" um 105 Millionen Euro geordert – eine modernisierte Version des "Pandur I" mit einer leistungsfähigen Waffenstation statt dem alten Maschinengewehr des Vorgängermodells.

Durch die Einsparungen der letzten Jahre verlor das Heer beinahe 60 Prozent seiner Panzer und die Hälfte der Fahrzeugflotte. Die wenigen noch vorhandenen Mannschaftstransportpanzer werden in der Kaserne Straß für Ausbildungszwecke genutzt, der Rest wird im Kosovo eingesetzt.

Doskozil leitete mit seiner Entscheidung aber auch eine industriepolitische Wende in der Beschaffungspolitik des Heeres ein. In früheren Jahrzehnten kooperierten Heer und Unternehmen eng. Österreichische Erfolgsprodukte, wie Steyr-Allradfahrzeuge, Panzer, das Sturmgewehr 77 und die Glock-Pistole sind in Zusammenarbeit zwischen Industrie und dem Heer entstanden. Produkte, die weltweit konkurrenzfähig sind und einige Industriestandorte begründeten. Im 2004 gab es aber erstmals in der Heer-Reformkommission die Idee, künftig auf Eigenentwicklungen zu verzichten und billig auf dem Weltmarkt einzukaufen.

Statt mit Steyr-Panzern sollten die Soldaten mit künftig gehärteten Lkw aus Deutschland ins Gefecht ziehen. In ihrer Not entdecken damals schon die Generäle die Liebe zu heimischen Arbeitsplätzen. In einer Generalstabs-Studie hieß es, dass beim Kauf von Steyr-Panzern "von dem Millionenauftrag eine österreichische Firma profitieren würde und mehrere hundert Arbeitsplätze im Raum Wien erhalten bleiben".

Die Generäle wurden von damaligen Politikern nicht gehört. Missmutig reagierte darauf aber der SSF-Eigentümer, der US-Multi General Dynamics. Man wäre nicht an einem Standort interessiert, an dem nicht einmal die eigene Armee die Produkte kaufe, war zu hören. Die Amerikaner kündigten den Abbau der damals 700 Mitarbeiter an.

Doskozil möchte jetzt wieder mit der Wirtschaft kooperieren. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern war er auf Betriebsbesuch in Simmering: "Der hohe Anteil an österreichischer Wertschöpfung kommt Arbeitnehmern und Wirtschaft zugute. Damit werden der Standort Simmering und Arbeitsplätze gesichert." Vom Panzerkauf profitieren 250 Mitarbeiter in Wien und 179 Zulieferfirmen. So sieht man es wohl auch im Finanzressort. Im Generalstab herrschte die Angst, widerwillige Beamte des Finanzministeriums könnten die Beschaffung verzögern. Das war nicht der Fall. Und so dankt Doskozil Minister Hans Jörg Schelling "für die ausgezeichnete Zusammenarbeit".