Mehr Pflichtschüler, aber weniger Lehrer für Integration
Die Wiener Pflichtschullehrer schlagen Alarm: Gegenüber dem Vorjahr haben sie um 1300 Schüler mehr zu betreuen - mit deutlich weniger Personal. Vor allem für Maßnahmen zur Integration und Sprachförderung fehlen Pädagogen, kritisiert Thomas Bulant, stellvertretender Vorsitzender der Pflichtschullehrergewerkschaft im Ö1-Morgenjournal.
Durch das Plus an Schülern gibt es zwar mehr Personal, nämlich 140 Dienstposten. Plus 40 weitere für den Ausbau der Ganztagsschulen. Allerdings wurden bei Integration sämtliche 125,6 Planstellen gestrichen, bei der Deutschförderung 187 von 364. Macht insgesamt 120 Lehrerposten weniger, 300 für integrative und sprachliche Maßnahmen.
Das lässt sich auch nicht mit einem deutlichen Rückgang bei den Flüchtlingszahlen rechtfertigen, so Bulant: "Denn die, die vor ein, zwei, drei Jahren gekommen sind, sind immer noch schulpflichtig und müssen professionell betreut werden."
Islamisierung und Gewalt
Geschehe dies nicht, drohten "schleichende Islamisierung, Gewalt und Probleme mit dem Strafgesetzbuch", warnt Bulant. Der Gewerkschafter, selbst Lehrer an einer Neuen Mittelschule in Wien Favoriten, sieht nun vor allem den Bund gefordert, mehr Personal für Integration und Sprachförderung zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig wünscht er sich von der Stadt Wien eine Aufstockung der administrativen Hilfskräfte für die Pflichtschulen.
Bund und Land schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Für die Pflichtschulen sei Wien zuständig, heißt es aus dem Bildungsministerium, die Finanzierung erfolge über den Finanzausgleich.
Werden Wiener Schüler benachteiligt?
Im Büro des Wiener Bildungsstadtrats Jürgen Czernohorszky ortet man hingegen eine Benachteiligung der Wiener Pflichtschulen: Bei den Wiener Kindern werde offenbar gezielt gespart, um dann wieder mit dem Finger auf die Stadt zu zeigen, wenn es Probleme gibt.
„Statt weniger brauchen wir in Wiener Schulen deutlich mehr Dienstposten für eine qualitätsvolle Förderung aller SchülerInnen", sagt Czernohorszky.
Eine zusätzliche Verschärfung der Situation befürchtet man zudem, wenn die Bundesfinanzierung von derzeit rund 40 Schulsozialarbeitern und sechs interkulturellen Teams im Juni ausläuft.
Bei den administrativen Hilfskräften würden diese bereits an großen Schulstandorten und sogenannten Campusschulen eingesetzt - insgesamt 24 Personen. Weil die Bundesregierung die Aktion 20.000 gestrichen habe, würden von diesen 24 Stellen sechs wieder wegfallen, kritisiert die Stadt.
An den 439 Pflichtschulen in Wien (davon sind 384 städtische Schulen) werden 109.754 Schülerinnen und Schüler von 11.730 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet.