Politik/Inland

Lockdowns 2020 bremsten Verkehr massiv, minus 13,5 Prozent CO2

Die Treibhausgas-Emissionen in Österreich sind von 2019 auf 2020 um 7,7 % gesunken und liegen bei 73,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, so die Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes für das Jahr 2020. Das bedeutet ein Minus von rund 6,1 Millionen Tonnen im Vergleich zum Jahr 2019.

Insbesondere die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie haben diese Entwicklung maßgeblich beeinflusst. Das Bruttoinlandsprodukt sank 2020 pandemiebedingt im Vergleich zum Jahr 2019 um rund 6,7 %. Die Anstiege im Bevölkerungswachstum und bei den Heizgradtagen – zwei weitere wesentliche Einflussfaktoren für die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen – fielen hingegen im langfristigen Trend durchschnittlich aus.

Die mit Abstand größte Reduktion ist pandemiebedingt im Verkehrssektor mit minus 13,5% auszumachen, bei den Energie- und Industriebetrieben außerhalb des Emissionshandels ein Rückgang von minus 2,7 %. Geringe Emissionsrückgänge sind auch bei den Gebäuden, minus 0,4 %, und in der Landwirtschaft, minus 0,2 %, zu verzeichnen. Im Sektor Abfallwirtschaft, minus 2,8 %, und bei den F-Gasen, minus 4,3 %, setzen sich die leicht abnehmenden Trends der letzten Jahre fort.

Für die Energie- und Industrieunternehmen, die dem Emissionshandel zugeordnet sind, zeigt die aktuelle Treibhausgas-Bilanz für 2020 ebenfalls eine deutliche Reduktion von minus 8,6 %. Pandemiebedingt wurde um circa 10% weniger Stahl produziert (– 0,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent). In der Energieerzeugung hingegen sanken die Emissionen im Vergleich zu 2019, bedingt durch die Stilllegung des letzten Kohlekraftwerks (– 0,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent) und der niedrigeren Stromproduktion aus Erdgaskraftwerken (– 0,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent).

„Die Pandemie hat drastische Auswirkungen auf viele Wirtschafts- und Lebensbereiche mit sich gebracht. Das zeigt sich auch in der Treibhausgasbilanz 2020. Sie zeigt uns aber auch: Die Krise ersetzt keine Klimapolitik. Um unsere Emissionen nachhaltig zu verringern, braucht es mutige Entscheidungen für den Klimaschutz. Es ist gut, dass wir in der Bilanz auch erste Auswirkungen unserer Aufholjagd für den Klimaschutz sehen. Die Abschaltung des letzten Kohlekraftwerks in Österreich hat zu geringeren Emissionen geführt. Diesen Weg gilt es jetzt entschlossen weiterzugehen. In Zukunft braucht es jedes Jahr sinkende Emissionen – und zwar nicht wegen Krisen, sondern weil wir unser Klima schützen,“ so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Stefan Schleicher und Gottfried Kirchengast vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel (Uni Graz) haben für 2021 berechnet, dass die Emissionen wieder massiv angestiegen sind. Demnach werden die Emissionen 2021 wieder das Niveau der Emissionen 2019 erreichen und es wahrscheinlich sogar übertreffen. Der Rückgang um rund 7,7 Prozent im Corona-Jahr 2020 erscheint dazwischen als „Einmal-Ausreißer“, der primär auf die Lockdown-bedingten Rückgänge im Verkehrssektor und der Industrieproduktion zurückzuführen war. Unter Berücksichtigung der geschätzten Genauigkeit des Nowcasting wird in den finalen THG-Emissionsdaten für 2021 ein um etwa 8 % bis 10% höherer Wert als 2020 erwartet.