Politik/Inland

Stichprobe: 0,33 Prozent der Österreicher infiziert

Tag 26. Österreich im Notbetrieb. Am Dienstag nach Ostern sollen erste Geschäfte wieder öffnen. Doch sprechen die Zahlen an Infizierten, Genesenen und Toten dafür? Eine repräsentative Studie soll Aufklärung liefern. Die Ergebnisse präsentierten am Karfreitag Wissenschaftsminister Heinz Faßmann und Günther Ogris und Christoph Hofinger vom SORA-Institut.

"Wer wenig testet, der wird wenig Infizierte aufweisen", erklärt Wissenschaftsminister Heinz Faßmann die Risiken und Tücken der Statistiken. Vor rund drei Wochen sei der Bundesregierung ein Papier vorgelegt worden, in dem es heißt: "Wenn es nicht gelingt, den Faktor R0 auf unter 1 zu setzen, sei mit 100.000 Toten zu rechnen." Deshalb beauftragte die Regierung das SORA-Institut.

Erfreulich sei , dass der effektive Reproduktionsfaktor R mittlerweile bei unter 1 liege. Diese Zahl gibt an, wie viele Mitmenschen eine infizierte Person derzeit ansteckt. Den Ausgangsfaktor (R0) unter 1 zu drücken, war das erklärte Ziel der Bundesregierung.

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95-prozentige Wahrscheinlichkeit

"Österreich ist das erste Land in Kontinentaleuropa, das eine Prävalenz-Studie vorlegen kann", so Faßmann. Zur Erklärung: Die Prävalenz ist das Auftreten einer Erkrankung in Relation zur gesamten Bevölkerung.

Der Anteil der positiv Getesteten beträgt in der SORA-Stichprobe 0,33 Prozent.

Umgelegt auf Österreichs Bevölkerung (über 8 Millionen) sind das ca. 28.500 Infizierte.

8.500 waren im Testzeitraum tatsächlich infiziert - schienen also in der offiziellen Statistik als Infizierte auf, so Faßmann auf Nachfrage.

In absoluten Zahlen heißt das: Es gab, ohne den Erkrankten in Spitälern, im Zeitraum vom 1. bis 6. April mit 95%-iger Wahrscheinlichkeit zwischen 10.200 und 67.400 akut COVID-19-Infizierten in Österreich.

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Faßmann: "Eisberg ist größer als gedacht"

Wissenschaftsminister Heinz Faßmann betont, dass "der Eisberg größer ist als gedacht", die Zahlen geben keinen Grund zur Entwarnung. Die Geschäfte werden geöffnet werden können, doch die Infektionszahl wird weiter einem Monitoring unterzogen werden müssen. "Wir sind immer noch in einer sehr sensiblen Situation. Man sieht: Corona ist in der Gesellschaft."

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"Die Krux des exponentiellen Wachstums"

Faßmanns Befürchtung ist, dass wieder eine "etablierte Interaktion des Kontakts" nach Ostern stattfinden wird.  Seine Bitte ist, die Verhaltensweisen - Distanzhalten und Nasen-Masken-Schutz - tunlichst weiter einzuhalten. "Wir müssen weiter Regeln einhalten. Die Krux des exponentiellen Wachstums ist, dass wir schnell wieder bei großen Zahlen sind."

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SORA-Experte Hofinger erklärt, dass für die Berechnung eines Konfidenz-Intervalls, sich  die Methode des Clopper-Pearson Intervall eignet. Auf die COVID-19-Studie angewandt, bedeutet es, dass die Prävalenz von COVID-19 in österreichischen Haushalten mit 95 prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 0,12% und 0,76% liegt.

Älteste Testperson 94 Jahre alt

Die Studie gibt nur statistisch Aufschluss darüber, wie viele Menschen infiziert sind. Die jüngste Zielperson war noch kein Jahr alt, die älteste Person 94 Jahre.

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1.544 Stichproben

2.197 Haushalte beteiligten sich an der Stichprobenstudie, die im Auftrag des Wissenschaftsministeriums vom Sozialforschungsinstitut SORA durchgeführt wurde. 1.544 Personen gehörten der Netto-Stichprobe an. Die Dunkelziffer, das ließ Kanzler Sebastian Kurz bereits Anfang der Woche wissen, sei niedrig. Die sogenannte Durchseuchung liege in Österreich im Promillebereich. Kurz sprach noch von knapp einem Prozent und damit einer Dunkelziffer von rund 88.000 Infizierten.

Die Tests hatten das Ziel, erstmals in Österreich verlässliche Informationen über die Dunkelziffer bei Covid-19 Erkrankungen zu erheben. Diese Information war und ist wesentlich, um den Zeitpunkt festzulegen, ab wann begonnen werden kann, Österreich wieder in welchen Abständen "hochzufahren".

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