Lehrstellenlücke schließt sich, regional aber große Unterschiede
Das aktuell hohe Niveau der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus macht sich auf Österreichs Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft bemerkbar. Schon im Sommer war von "katastrophalen Auswirkungen im Herbst" die Rede.
Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) sprach von vorhergesehenen saisonalen Effekten. Die Arbeitslosenzahl ist gegenüber der Vorwoche um rund 4.500 auf 409.356 gestiegen. Davon sind 346.068 Personen beim Arbeitsmarktservice vorgemerkt und 63.288 befinden sich in AMS-Schulungen, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt beträgt das coronabedingte Arbeitslosenplus wie in der Vorwoche noch rund 72.000.
Besonders schwer wiegt nach wie vor die Jugendarbeitslosigkeit: Derzeit sind 60.000 Jugendliche arbeitslos oder befinden sich in Schulungen. Das sind 6000 mehr als im Vorjahr, allerdings um 25.000 weniger als zum Höhepunkt der Krise Mitte April.
Die gute Nachricht: Die Lehrstellenlücke schließt sich. Wurde im Mai noch befürchtet, im Herbst würden 10.000 Lehrstellen fehlen, gab es Ende September 8.406 Lehrstellensuchende und 8.805 offene Lehrstellen. Das bedeutet zwar, dass Österreichweit 399 Lehrlinge fehlen, allerdings sind gibt es regional große Unterschiede. Laut Ministerium gebe es in Wien zwar sieben Lehrstellensuchende pro Lehrstelle, in den meisten anderen Bundesländern herrsche aber Lehrlingsmangel.
Angesichts dessen warb die Ministerin einmal mehr für ihr Mobilitätspaket mit dem "Jugendliche, die flexibel sind und über Bundesländergrenzen hinweg bereit sind, einen Job woanders anzugehen" bei Umzugskosten oder Mietkosten vor Ort unterstützt werden.
Wirtschaftsminister Margarete Schramböck ergänzte eine Zahl, die die prekäre Situation der Lehrlinge in den vergangenen Monaten verdeutlicht: Die Hälfte aller Lehrlinge habe in den letzten Monaten mindestens die Kurzarbeit genutzt.
Um gegen die Lehrstellenmangel anzukämpfen, habe man für den Lehrlingsbonus, den Unternehmen seit März beantragen konnten, 4,9 Millionen ausgezahlt, 8.900 Anträge seien eingegangen.
Am stärksten ging der Lehrstellenmangel im Burgenland zurück (-18 Prozent), danach folgt Wien mit einem Minus von 12,3. Am wenigsten Auswirkung hatten die Maßnahmen der Regierung in Kärnten und Oberösterreich mit einem Minus von lediglich 6,4 Prozent.
Vor allem aus Oberösterreich höre er oft, dass viele Firmen bereit wären, mehr Lehrlinge auszubilden, erklärte daraufhin Mario Derntl, Generalsekretär der Initiative zukunft.lehre.österreich. Der Mangel an Vorbildung führe aber dann oft zu einer Entscheidung gegen den jeweiligen Bewerber.
Dass viele also mit dem Beenden der Pflichtschule noch nicht bereit für eine weitere Ausbildung seien, sieht Derntl als zentrales Problem.