Politik/Inland

Kurz: "Möchte nicht täglich philosophieren, wie es weitergeht"

Noch immer wartet Österreich auf den "Ketchup-Flaschen-Effekt" - also ausreichend Dosen, um möglichst viele Menschen rasch impfen zu können. Um auch künftig ausreichend Impfstoffe zu haben, die zudem gegen Virusmutationen wirken, setzt Österreich mit Dänemark und Israel auf eine gemeinsame Produktion. 

Der Besuch in Israel am Donnerstag mit der dänischen Amtskollegin Mette Frederiksen galt der Impfstoffproduktion für die kommenden Jahre, erläuterte Bundeskanzler Sebastian Kurz bei einer Pressekonferenz am Freitag. Das 50 Millionen-Investment von Österreich, Israel und Dänemark sei in Relation zum EU-Fonds (150 Millionen Euro) beachtlich, so Kurz, der damit auf die Kritik seitens der Opposition reagiert.

Auch der Kritik am "grünen Pass" kann Kurz nichts abgewinnen. "Wir sind ein Exportland, ein Tourismusland. Der grüne Pass ist eine Möglichkeit, dass die Grenzen sich öffnen, die Wirtschaft an Fahrt aufnimmt."  Der Kanzler sprach sich zudem wie Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner für die Verimpfung von AstraZeneca an über 65-Jährige aus. Noch am Freitag will der ÖVP-Chef deshalb mit den Landeshauptleuten sprechen. 

Alle Inhalte anzeigen

"Es gibt nur einen Ausweg, und der ist die Impfung", sagte Kanzler Kurz. Die Entwicklung und Produktion von Impfstoffen sei eine enorme Herausforderung, so Kurz. Dass Polymun in Klosterneuburg Impfstoffe für Biontech/Pfizer produziert, macht Kurz "dankbar". Polymun schaffe es, die Produktion zu steigern: über 15 Millionen Dosen hätten bis zum Sommer produziert werden sollen. Nun werden es 20 Millionen sein können - für das europäische Kontingent.

Alle Inhalte anzeigen

"Österreich profitiert mit seinem Anteil am EU-Kontingent. Das bedeutet. 100.000 zusätzliche Dosen mehr für Österreich", sagt Kurz. Es sei ein "enormer Kraftakt", sagt Polymun-Geschäftsführer Katinger, zumal die Einhaltung der Qualitätskriterien oberste Prämisse sei. Im ersten Halbjahr seien 18 Chargen mit der EU vereinbart worden, nun folgen fünf weitere. "Ich möchte betonen, nicht die Polymun alleine strengt sich an, sondern ein globales Netzwerk an Zulieferern und Produzenten."

Kurz: "Gespräche mit Russland und China"

"Wir beziehen unsere Impfdosen aus der EU", sagt Kurz, aber: "Es gibt Gespräche mit anderen Anbietern aus Russland und China. Es geht nicht um geopolitische Fragen, sondern wie wir möglichst bald zur Normalität zurückkehren können." Impfstoffe wie der russische Sputnik sind allerdings noch nicht auf europäischer Ebene zugelassen. 

"Möchte nicht täglich philosophieren, wie es weitergeht"

Auf eine mögliche Verschärfung der Corona-Maßnahmen wegen steigender Zahlen will Kurz nicht en détail eingehen: "Die Ansteckungszahlen steigen in einem erwartbaren Ausmaß." Kurz beschäftige sich jeden Tag stundenlang mit den Infektionszahlen. "Ich möchte nicht täglich darüber philosophieren, wie es weitergeht. Im Osten gibt es ein schnelleres Wachstum, ein noch schnelleres in Ungarn. Wir sind alle keine Hellseher."

Angesprochen auf die Maskenproduktion von Hygiene Austria, sagt Kurz, darin eine "politische Verantwortung" zu verorten halte er für "unredlich". Die größten Abnehmer seien Supermarktketten. "Wenn es Betrug gibt, dann sind wir alle betrogen worden", so Kurz.