Politik/Inland

"Surprise, Surprise": Alexander Van der Bellen angelobt

202 Tage lang war die Hofburg verwaist, nun hat Österreich wieder einen Bundespräsidenten. Alexander Van der Bellen sprach am Donnerstag vor der Bundesversammlung seinen Eid, nahm die Amtsräume in Besitz und wurde vom Bundesheer am Heldenplatz als neuer Oberbefehlshaber begrüßt. Auch die Bundesregierung trat an. Ihr Demissionsangebot lehnte Van der Bellen der Tradition entsprechend ab.

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Van der Bellens großer Tag in Bildern

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"Ich gelobe, dass ich die Verfassung und alle Gesetze der Republik getreulich beobachten und meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen werde", so die in der Verfassung vorgegebene Formel, deren Einhaltung den am 4. Dezember des Vorjahrs siegreich aus der Stichwahl-Wiederholung hervorgegangenen Van der Bellen offiziell zum Staatsoberhaupt machte. Auf einen religiösen Zusatz verzichtete er.
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In seiner Rede beschwor er den Zusammenhalt im Lande, verwies auf das gemeinsame Wertefundament Österreichs und Europas, bekannte sich zur EU und gegen "Nationalismus und Kleinstaaterei" und verlangte der Politik Ergebnisse ab. Er wolle - "eh klar" - "ein Bundespräsident für alle in Österreich lebenden Menschen" sein, sagte er in der für ihn üblichen ironischen Art. Auch für Zuversicht in einer Zeit der Veränderung plädierte er. Das Schlusswort: "Mutig in die neuen Zeiten. Es lebe unsere friedliche europäische Zukunft und es lebe unsere Republik Österreich."

Aus den Reihen der FPÖ, deren gescheitertem Kandidaten Norbert Hofer Van der Bellen "ungeachtet aller Differenzen" Respekt zollte, gab es dafür kaum Applaus, doch sonst wurde der ehemalige Grünen-Chef im Historischen Sitzungssaal des Parlaments quer durch die Fraktionen freudig begrüßt. Unter den Festgästen fanden sich Amtsvorgänger Heinz Fischer, frühere Bundeskanzler, darunter Werner Faymann, Franz Vranitzky und Wolfgang Schüssel, die früheren Vizekanzler Susanne Riess und Josef Pröll oder die Gründerin des Liberalen Forums, Heide Schmidt, aber auch Repräsentanten aus (Zivil-)Gesellschaft, Wirtschaft und Religion.

Video: Die Stunden nach der Angelobung

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Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) zeigte sich in ihrer kurzen Ansprache erfreut, dass es nun wieder einen gewählten Bundespräsidenten gibt: "Was lange währt, wird heute gut." Sie freue sich, "dass ich diese Aufgabe in Ihre Hände legen kann". Bundesratspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann meinte, nach dem Kampf der Worte im Wahlkampf brauche es jetzt die Kraft des Gemeinsamen.

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APA/ROLAND SCHLAGER
BUNDESPRÄSIDENT - ANGELOBUNG BP ALEXANDER VAN DER
ABD0070_20170126 - WIEN - ÖSTERREICH: Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Donnerstag, 26. Jänner 2017, im Rahmen seiner Angelobung durch die Bundesversammlung im historischen Sitzungssaal im Parlament in Wien. - FOTO: APA/ROLAND SCHLAGER
Nach seiner Rede wurde Van der Bellen noch schnell mit dem höchsten Orden der Republik (dem "Großstern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich") bedacht, dann machte er sich - beäugt von Volk und Journalisten, bespielt von Musikkapellen - quer durch den Volksgarten auf den Weg in die Hofburg.
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Kurier/Juerg Christandl
"Ich bin's, Euer Präsident", scherzte er launig, bevor er in Begleitung von Ehefrau Doris Schmidauer und seinen engsten Mitarbeitern seine Amtsräume bezog. Ausschnaufen konnte er nur kurz, denn bald folgte der militärische Festakt mit Kranzniederlegungen, Abschreiten der Ehrenkompanie und dem Bekenntnis Van der Bellens, Schutzherr des Bundesheeres sein zu wollen. Auch Tiroler Schützen traten an. Ihre Gewehr- und Kanonensalve und das Anstoßen mit dem Schnaps der Marketenderinnen beendeten diesen Teil der Festivitäten.
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APA/HANS KLAUS TECHT
BUNDESPRÄSIDENT - AMTSÜBERNAHME BP ALEXANDER VAN D
ABD0126_20170126 - WIEN - ÖSTERREICH: Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Frau Doris Schmidauer (L) am Donnerstag, 26. Jänner 2017, im Rahmen der Amtsübernahme in der Präsidentschaftskanzlei in Wien. - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
Am Nachmittag empfing Van der Bellen schließlich die Bundesregierung bei sich. Das Demissionsangebot des Kabinetts Kern lehnte er - "Surprise, surprise", wie er sagte - erwartungsgemäß ab. Er sei "sehr zuversichtlich", dass die Regierung das in sie gesetzte Vertrauen rechtfertigen werde. Dann wurde zum nicht öffentlichen Empfang geladen.

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