Langjähriger ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch gestorben
Von Josef Gebhard
Der langjährige ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch ist nach längerer Krankheit 79-jährig gestorben. Das bestätigt man bei der SPÖ dem KURIER.
Der gelernte Gas- und Wasserleitungsinstallateur war seit 1970 Angestellter des Gewerkschaftsbunds. 1973 bis 1981 war Jugendsekretär, danach leitender Sekretär.
1987 folgte der gebürtige Wiener Anton Benya als Präsident nach. 1993 bis 2003 war er auch Präsident des Europäischen Gewerkschaftsbunds. 1986 zog er für die SPÖ in den Nationalrat ein.
Verzetnitsch galt lange als Zauderer
Verzetnitsch galt im ÖGB lange als eher schwacher Präsident, der nur auf seinen Posten kam, weil sich die großen Player in der Gewerkschaft gegenseitig blockierten. Erst mit den Protesten gegen die Sozialpolitik von Schwarz-Blau Anfang des neuen Jahrtausends erlangte der Gewerkschaftschef, der bis dahin das Image des Zauderers hatte, neues Gewicht.
Im Zuge des BAWAG-Skandals zog er sich 2006 von allen politischen und gewerkschaftlichen Funktionen zurück. Wenig später wurde er von seinem Nachfolger als ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer fristlos entlassen. Die im Besitz des ÖGB befindliche Bank hatte durch Spekulationsgeschäfte enorme Verluste erlitten. Verzetnitsch übernahm im Namen des ÖGB eine Haftung für die Bank, indem er den Streikfonds verpfändete.
ÖGB-Präsident Katzian betroffen
„Wir haben einen überzeugten Gewerkschafter und langjährigen Mitkämpfer für die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verloren. Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau und den Hinterbliebenen“, zeigt sich ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian betroffen vom Ableben von Fritz Verzetnitsch.
"Der ehemalige ÖGB-Präsident hat mehr als drei Jahrzehnte seines Lebens in den Dienst des Österreichischen Gewerkschaftsbundes und der Europäischen Gewerkschaftsbewegung gestellt und dafür gebührt ihm unser Dank und daran werden wir uns erinnern."
Verzetnitsch habe stets das Gemeinsame über das Trennende gestellt und in schwierigen Zeiten die Rechte der Arbeitnehmer und den Erhalt der Demokratie in Österreich verteidigt. "Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sowie das Bestehen der Selbstverwaltung der Sozialversicherung waren ihm besondere Anliegen."
"Ich verliere mit Fritz Verzetnitsch einen guten Partner und lieben Freund“, sagt der ehemalige Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. "Er war ein Gewerkschafter im besten Sinne, der sich durch Handschlagqualität und Loyalität ausgezeichnet hat."
„Mit Fritz Verzetnitsch ist ein Gewerkschafter von uns gegangen, dessen Einsatz langjährig der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitnehmer gegolten hat“, sagt SPÖ-Chef Andreas Babler. "Als ÖGB-Präsident, als Nationalratsabgeordneter und als Mitglied des SPÖ-Bundesparteipräsidiums hat Verzetnitsch, der der Träger der kleinen Victor-Adler-Plakette war, stets versucht, eine vermittelnde und einigende Funktion zu übernehmen."
Sobotka: "Immense Leidenschaft"
Auch die Mitglieder des Präsidiums des Nationalrats sind über das Ableben von Verzetnitsch tief betroffen. Er war von 1986 bis 2006 Nationalratsabgeordneter der SPÖ.
Als langjähriger Präsident des ÖGB habe sich Verzetnitsch „mit großem Engagement und immenser Leidenschaft“ für die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingesetzt, betont Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP).