Kurz-Intimus: "Störenfriede müssen weg, auf beiden Seiten"
Die Wangen vor Nervosität gerötet, schlaksig, die Gesten und das Posieren vor Fotografen ungelenk: Sieben Jahre ist es her, als Sebastian Kurz, Jus-Student und JVP Chef in Wien, mit dem Geilomobil und dem Slogan "Schwarz macht geil" im Wien-Wahlkampf für Furore sorgte – und bis heute für Lacher.
Einer, der schon damals mit von der Partie war und dem heute 30-jährigen designierten Alleinherrscher der Volkspartei auch bei der kommenden Wahl zur Seite stehen wird, ist Stefan Schnöll. Der 29-jährige Salzburger ist neuer Obmann der Jungen ÖVP. Kurz hat diese Woche an ihn übergeben.
Vorweg: Eine Neuauflage des Geilomobils werde es mit Schnöll als Chef nicht geben. "Damals waren solche provokanten Aktionen nötig, um auf sich aufmerksam zu machen. Und das ist mit Sebastian Kurz an der Front gelungen. Wir sind von einer Jugendorganisation zu einer gestaltenden Kraft geworden", sagt der Kurz-Intimus.
Gestaltend in mehrerlei Hinsicht: Viele Ex-JVPler sitzen heute in hohen Positionen in den Ländern (siehe Info links), im Nationalrat sind zwei aktive JVPler als Abgeordnete vertreten. Die meisten Mitglieder, so Schnöll, kämen aus dem ländlichen Bereich, seien Lehrlinge – von "Schnöselpartie", wie ihnen oft nachgesagt wird, also keine Spur.
Hohe Erwartungen
Auf die christlichsoziale Kaderschmiede haben kürzlich einige Jus-Studenten ein schlechtes Licht geworfen: In einer Facebook-Gruppe der ÖVP-nahen Studentenfraktion AG (Aktionsgemeinschaft) haben sie antisemitische und NS-verherrlichende Witze gemacht – mit dabei auch JVP-Funktionäre. "Das war widerwärtig und es gibt daran nichts zu relativieren. Wir haben sofort die Konsequenzen gezogen und alle aus der Organisation ausgeschlossen, die in der Gruppe waren", so der JVP-Chef. In Zukunft, so betont er, müsse man genauer hinschauen.
Schnöll übernimmt die JVP-Obmannschaft in spannenden Zeiten: Sebastian Kurz will die Karten neu mischen und sein Team völlig frei zusammenstellen. Als JVP-Chef müsse er jetzt "Erwartungsmanagement" betreiben, sagt Schnöll: "Ich weiß selbst nicht, ob ich ein Mandat im Nationalrat bekomme. Es kann sein, dass unter den klügsten Köpfen, die Kurz auf seiner Liste haben will, JVPler gehören, aber wir können es nicht voraussetzen."
Störenfriede
Und die Störenfriede, die durch das Sprengen der Koalition überhaupt die Neuwahl herbei geführt haben? Haben die noch Platz in der neuen ÖVP? "Wenn es Störenfriede gibt, dann gehören sie weg", meint der Kurz-Vertraute, "auf beiden Seiten." Den Namen Wolfgang Sobotka will er nicht in den Mund nehmen.
Missstimmung, so sagt er, werde in der JVP intern aufgelöst, nicht über die Medien ausgerichtet. Vielleicht ein Tipp an die Noch-Regierung.
Bei der JVP kann man bis zum 35. Lebensjahr Mitglied sein, viele ehemalige – und auch aktive – belegen Top-Jobs in der Politik. Darunter etwa Gernot Blümel, Chef der ÖVP Wien, der vorher Generalsekretär der JVP war.
Stefan Schnöll, seit zehn Jahren in der JVP, hat ihn 2014 in diesem Amt beerbt und stieg jetzt zum JVP-Obmann auf. Sein Stellvertreter ist Asdin El Habbassi, gleichzeitig Chef des Salzburger ÖAAB und Abgeordneter im Nationalrat.
Ebenfalls Vize-Chefin der JVP ist Helena Kirchmayr. Die 34-Jährige ist im Vorjahr ÖVP-Klubchefin in OÖ geworden. Die 35-jährige Christine Haberlander ist dort die einzige ÖVP-Landesrätin.