Politik/Inland

Klug im Südlibanon: „Stolz auf eure Friedensarbeit“

In einem Helikopter russischer Bauart fliegt Verteidigungsminister Gerald Klug am zweiten Tag seines Nahost-Besuches von Beirut in den Süden des Libanon. Hier, im Grenzgebiet zu Israel und Syrien, sind rund 12.000 internationale UN-Soldaten stationiert. Und hier ist auch die radikal-islamische Hisbollah aktiv, sie „regiert“ die ganze Region.

Für den Minister gilt oberste Sicherheitsstufe. Bei der Ankunft werden Helme und schusssichere Westen verteilt, für alle Fälle, wie es heißt. Der Jeep des Ministers wird von gepanzerten Fahrzeugen begleitet, ein Wagen mit riesiger Antenne stört sämtliche Funksignale, ein möglicher ferngesteuerter Anschlag soll so verhindert werden. Handys funktionieren nicht mehr.

160 Österreicher

Im UNIFIL-Hauptquartier, eineinhalb Kilometer von Israel entfernt, wird der Minister mit militärischen Ehren empfangen. In seiner Ansprache bestärkt er die 160 österreichischen Blauhelme in ihrer Tätigkeit. „Ich bin stolz auf euch und eure Friedensarbeit in einer so angespannten Lage.“ Das Wort „gefährlich“ wird vermieden.

Durch den Bürgerkrieg in Syrien wird es für die Truppe immer schwieriger. Bei Patrouillen durch Dörfer werden UN-Fahrzeuge aufgehalten, den Soldaten wird gesagt, dass sie unerwünscht seien. Die UN-Präsenz stört die Hisbollah, die Waffentransporte der radikalen Gruppe werden beobachtet, wenn möglich verhindert.

„Auch wenn in den vergangenen Monaten keine Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert worden sind, wir sind auf der Hut“, sagt Hans-Peter Hohlweg, Kommandant der Österreicher.

Bei der armen bäuerlichen Bevölkerung ist die Hisbollah keine Terrorgruppe. Spitäler, Schulen werden von ihr finanziert, Essen wird gratis verteilt. Rund 20.000 syrische Flüchtlinge kamen zuletzt in die Gegend. Im Südlibanon finden sie Schutz bei der Hisbollah.

Für Aufregung sorgte kurz die Meldung vom Golan, wonach die Philippinen ihre 342 Soldaten abziehen wolle, seit Tagen werden vier Blauhelme aus den Philippinen von Terroristen festgehalten.

Entwarnung

Der Verteidigungsminister führt Telefonate: „Nach heutigen Informationen bleibt das Kontingent. Es dürfte sich bei der Abzugsdrohung um eine innenpolitische Debatte handeln“, sagte Klug zum KURIER. Die Militärs geben aber zu: Die Angst bleibt, ein möglicher Abzug könnte die ganze Golan-Mission gefährden.

Klug fand gestern auch noch Zeit, die Gedenkstätte für die Opfer eines israelischen Luftangriffs während des Libanonkrieges im Jahr 2006 zu besuchen. Dabei kam es zu einer berührenden Begegnung mit dem Sohn des damals getöteten österreichischen UN-Soldaten Hans-Peter Lang. Dem 18-jährigen Gymnasiasten aus Graz zeigten die ehemaligen Kameraden seines Vaters die Gedenkstätte. Mit einer Kranzniederlegung wurde des Offiziers gedacht.

Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan macht Druck auf die USA. In einem Interview mit dem US-Sender NBC drängt er Washington zu einer No-Fly-Zone über Syrien, die das Regime von Bashar al-Assad schwächen würde. Die Türkei sei von Anfang an dafür gewesen.

Für die USA ist klar: Die „rote Linie“, die vor einer möglichen Intervention vom syrischen Regime überschritten werden müsste, ist der Einsatz von Chemiewaffen. Der sei jetzt bestätigt, so Erdogan. Schon „lange Zeit“ setze das Regime C-Waffen ein, sagte er im Interview. Das könne und werde der türkische Geheimdienst beweisen. Vor einer Intervention schreckt die USA offenbar weiter zurück. Zuletzt versuchte man wieder den diplomatischen Weg einzuschlagen und mit Russland gemeinsam eine Syrien-Konferenz auf die Beine zu stellen.

Indes drohte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Israel: Die schiitische Miliz sei bereit, (Chemie-)Waffen von Syrien zu empfangen. Für Israel sind Waffenlieferungen an die Hisbollah eine Kampfansage. Erst letzte Woche bombardierte Israels Armee Waffentransporte an die Miliz.