Klimabericht will Handlungsoptionen für Österreich in Fokus rücken
Mehr als 120 Wissenschafterinnen und Wissenschafter werden in den kommenden drei Jahren an einem neuen, umfassenden Klimabericht für Österreich arbeiten. Dieser soll vor allem Handlungsoptionen in den Fokus rücken und diese auch auf die regionale Ebene herunterbrechen, betonten vier Leitautorinnen und -autoren im Rahmen eines Pressegesprächs im Anschluss an das erste Arbeitstreffen der Gruppe am Donnerstag in Innsbruck.
Der zweite Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel (APCC Assessment Report on Climate Change in Austria, kurz AAR2) soll "Transformationspfade" aufzeigen und die "wissenschaftliche Grundlage" für den notwendigen "gesellschaftlichen Wandel" schaffen, legten die Verantwortlichen die Ziele dar. Die Ergebnisse seien wesentlich für den Weg Österreichs zur Klimaneutralität 2040.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) hatte in einer Stellungnahme den Sachstandsbericht als eine "fundierte Analyse darüber, mit welchen Folgen wir in Zukunft zu rechnen haben" bezeichnet. Er unterstütze in der Vorbereitung und gewährleiste, dass die richtigen Schritte zur Anpassung getan würden.
Rund 80 Wissenschafterinnen und Wissenschafter hatten am ersten, zweitägigen Arbeitstreffen in der Tiroler Landeshauptstadt teilgenommen. Stellvertretend stellten sich die vier Leitautorinnen und -autoren - Margreth Keiler von der Universität Innsbruck und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), sowie Daniel Huppmann und Keywan Riahi (beide vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse IIASA in Wien) und Harald Rieder von der Universität für Bodenkultur BOKU in Wien - den Fragen der Medienvertreter.
Die Expertinnen und Experten orteten Bewusstsein sowie Bereitschaft für Veränderungen in der Bevölkerung. Nun sei es "die Aufgabe der Wissenschaft herauszuarbeiten, wo es Synergien, Zielkonflikte und Trade-Offs gibt", um schlussendlich eine evidenzbasierte Klimapolitik zu ermöglichen. Die Frage nach dem Bedarf müsse stärker in den Fokus gerückt werden, fand etwa Riahi. Die Schlüsselfrage sei, wie Systeme, die unsere täglichen Bedürfnisse abdecken - etwa Mobilität oder Ernährung - durch gesellschaftliche Innovation verändert werden könnten.
Als Besonderheit hoben die vier die Interdisziplinarität der Mitwirkendenden hervor. Dies sei unabdingbar, denn der Klimawandel sei ein "gesamtgesellschaftliches Thema" und betreffe jeden Lebensbereich. Rieder hob zudem die Regionalisierung als Besonderheit hervor. Die Struktur des Berichts orientiere sich an dem Anfang April vorgestellten Bericht des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, kurz IPCC, Anm.). Dieser rückte allerdings Ergebnisse auf globaler Ebene ins Scheinwerferlicht, wohingegen der AAR2 Auswirkungen und Handlungsoptionen auf Österreich herunterbreche. Damit nähme das Land "international eine Vorreiterrolle ein", unterstrich Keiler. Seit dem ersten Sachstandsbericht 2014 habe sich viel getan: Die Community habe sich stärker vernetzt, die Datenbasis habe sich vergrößert und die Methoden verbessert.
Der Bericht werde in drei Phasen geschrieben werden, in denen die Beteiligten in Gruppen an unterschiedlichen Kapiteln arbeiten, sich aber immer wieder austauschen, um Wechselwirkungen zu beleuchten und ein "holistisches Bild" zu schaffen. Auch die Zivilbevölkerung soll eingebunden werden, hielt Huppmann fest.
Der zweite Österreichische Sachstandsbericht Klimawandel wird vom Klima- und Energiefonds, dotiert aus den Mitteln des Klimaschutzministeriums, finanziert. Das Budget bezifferte Gernot Wörther, Programm-Manager beim Klima- und Energiefonds, auf zwei Millionen Euro. Das Geld fließe vor allem an junge Wissenschafterinnen und Wissenschafter, wurde betont.
In Anlehnung an das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurde im Zuge der Erstellung des ersten umfangreichen österreichischen Sachstandsberichts Klimawandel 2014 (AAR14) das Austrian Panel on Climate Change (APCC) im Climate Change Centre Austria (CCCA) eingerichtet. Unter dessen Dach tragen renommierte Wissenschafterinnen und Wissenschafter der österreichischen Klimaforschungsgemeinschaft in regelmäßigen Abständen den aktuellen Stand der Forschung zum Klimawandel in Österreich zusammen.