Kärntner Slowenen-Vertreter Marjan Sturm tritt mit Stolz ab
Marjan Sturm war einer der Architekten jener Einigung, die den jahrzehntelangen Streit um zweisprachige Ortstafeln in Kärnten beilegte. Nun gibt er nach 27 Jahren den Vorsitz des Zentralverbands slowenischer Organisationen in Kärnten ab. Nachfolgen wird ihm der 22-jährige Student Manuel Jug. Im Interview mit dem KURIER blickt Sturm auf die Ortstafellösung zurück.
KURIER: Herr Sturm, Sie waren maßgeblich an der Ortstafel-Einigung von 2011 beteiligt. War es rückblickend eine gute Lösung?
Marjan Sturm: Es war die richtige Lösung. Es stand damals ein Zeitfenster offen mit einem Landeshauptmann, der bereit war, eine Position einzunehmen, die früher undenkbar war. Es war vielleicht nicht die ganz große Lösung, aber sie hat zur Beruhigung der Situation in Kärnten beigetragen.
Warum war damals eine Lösung plötzlich möglich?
Vor allem wegen Landeshauptmann Dörfler und seinem Umdenken. Das war ja in der FPÖ nicht unumstritten. Dazu kam der Dialog mit dem Kärntner Heimatdienst. Dieser hatte ja eine sehr negative Rolle in der Schaffung eines ganz bestimmten politischen Klimas. Wichtig war auch, dass Slowenien damals nicht mehr Teil des kommunistischen Jugoslawiens war. Da haben sich die Rahmenbedingungen deutlich geändert.
Damals haben Sie gesagt: In Kärnten verkrampfen wir uns viel zu sehr. Ist Kärnten mittlerweile entspannter geworden?
Da hat sich viel geändert. Heute haben wir in der Verfassung ein Bekenntnis zur sprachlichen und kulturellen Vielfalt. Es gibt das Dialogforum auf Landesebene und den Beirat im Bundeskanzleramt. Das sind ausgezeichnete Instrumente, denn es wird miteinander geredet und nicht mehr über die Medien polarisiert.
Einen gemeinsamen Dachverband der drei Slowenen-Organisationen - Zentralverband, Rat und Gemeinschaft - gibt es aber nicht.
Das ist auch gar nicht nötig. Im Beirat sind alle vertreten, beim Vorsitz gibt es ein Rotationsprinzip, da muss der Vorsitzende ohnehin die Position immer absprechen. Dadurch wird mit einer Stimme gesprochen. Ansonsten gibt es halt eine Meinungsvielfalt - auch in der Volksgruppe. Das Bemerkenswerte in Kärnten ist ja: Die Lebensverhältnisse, die Lebensart, da gibt es keinen Unterschied zwischen Mehrheitsbevölkerung und Volksgruppe. Der einzige Unterschied ist die Sprache. Das unterscheidet uns zum Beispiel von Südtirol. Dort gibt es unterschiedliche Lebensarten. Bei uns unterscheiden wir uns nur in der Sprache - aber genau damit hat Jörg Haider Politik gemacht.
Wäre mit Haider eine Ortstafel-Lösung irgendwann möglich gewesen?
Haider war sehr sprunghaft. Es gab 2005 eine Lösung mit 158 Tafeln, da hat er gejubelt - und am nächsten Tag einen Rückzieher gemacht. Er hat das immer sehr taktisch betrachtet, das Thema instrumentalisiert.
Vor welchen Herausforderungen steht ihr Nachfolger?
Die großen Fragen sind gelöst. Jetzt geht es darum, zum Beispiel im Bildungsbereich das System noch zu verbessern. Die Grundstruktur ist gegeben: Wir haben zweisprachige SChulen, Kindergärten - was man jetzt noch verbessern muss, sind alles Dinge, die man im Gespräch lösen kann.
Wenn Sie auf ihre Zeit als ZSO-Obmann zurückblicken: Sind Sie stolz auf das, was Sie erreicht haben?
Ja. Wir haben in Kärnten den Konflikt gelöst. Wie das gelungen ist, kann als Vorbild für andere dienen. Dazu arbeite ich an einem neuen Projekt: Der Friedensregion Alpen-Adria.