Julian Schmid: Er besiegte Pilz in Listenwahl
Von Peter Temel
Die Grünen und ihre Jugend. Das Reizthema spitzte sich im Frühling insofern zu, als sich die Partei im Streit von ihrer Jugendorganisation getrennt hat. Dabei sollten sich die Grünen doch dringend verjüngen und benötigen, auch nach dem Abgang von Eva Glawischnig, dringend frisches Blut.
Der prominente Listenplatz 4 für den 28-jährigen Julian Schmid geht nicht unbedingt als Teil einer Verjüngungskur durch. Zwar wurde beim Bundeskongress mit Peter Pilz einer der letzten "Silberrücken", wie lang gediente, männliche Politiker bei den Grünen gerne genannt werden, von der Bundesliste gekickt. Schmid ist aber kein neues Gesicht, er saß bereits vier Jahre für die Grünen im Parlament und wirkte dort bisher nicht sonderlich auffällig.
Kapuzenpulli
Im Oktober 2013 zog der Kärntner als 24-jähriger in den Nationalrat ein und war in der vergangenen Legislaturperiode der jüngste aller Abgeordneten. Sein auffälligstes Attribut: Ein Kapuzenpulli, den der Jugendsprecher zu seiner Antrittsrede trug. Sorgen von Kollegen, der legere Kleidungsstil könne die Würde des Hauses beschädigen, versuchte Schmid zu zerstreuen: "Nicht meine Kapuzenpullis beschädigen die Würde", sagte er damals dem KURIER, sondern Aktionen wie "das Abblocken des Hypo-U-Ausschusses".
Seinen Hoodie hat er inzwischen dem grünen Archiv überlassen, wo solche Devotionalien gesammelt werden.
Öffi für alles
Auffällig war auch ein grünes Wahlplakat aus dem Wien-Wahlkampf 2015, das Julian Schmid übersät mit roten Kussmündern zeigte. Dazu war der Slogan zu lesen: "Ich bin Öffi für alles."
Angst vor Sexualisierung zeigt der Jungpolitiker tatsächlich nicht. Im Sommer des selben Jahres schickte er auf seinem Facebook-Profil Urlaubsgrüße aus Mallorca, braungebrannt und in Badehose. Schmid wandle mit nacktem Oberkörper auf den Spuren von Strache und Stronach, wurde da in den sozialen Medien gelästert.
Zukunftshoffnung
Vor allem junge Wähler will Schmid, der 2002 in Kärnten die Grünalternative Jugend mitgründete und später studienbedingt nach Wien übersiedelte und dort zweieinhalb Jahre als Bezirksrat aktiv war, für die Grünen ansprechen. "Ich will, dass wir Grüne in dieser Wahl die Zukunftshoffnung werden - nicht Kurz' neoliberales Blabla."
Weniger angriffig zeigte sich Schmid dieses Jahr im Konflikt zwischen der Parteispitze und den Jungen Grünen. Er hielt sich komplett heraus und knüpfte lieber im Hintergrund an seinen Netzwerken zu Jugendorganisationen, jungen Abgeordneten und auf Social Media.
Nun hat Schmid mit Hilfe der vielzitierten grünen Basis zumindest den grünen Bundeskongress aufgemischt. Ob er für die Partei mehr als nur die Zukunftshoffnung ist, sollte er aber bereits diesen Herbst im Wahlkampf unter Beweis stellen. Denn die Partei geht mit trüben Aussichten ins Rennen und hat nun auch noch den prominenten Eurofighter-Aufdecker Pilz verloren. Woran Schmid nicht unwesentlichen Anteil hat.