Infos zu Corona: Neue Video-Kampagne für Migranten
Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) hat das Medienverhalten von Menschen mit Migrationshintergrund während der Corona-Krise untersuchen lassen. Dafür wurden 1.518 Personen befragt, von denen 1.100 einen türkischen, bosnisch/kroatisch/serbischen, syrischen oder afghanischen Migrationshintergrund hatten - die restlichen Teilnehmer keinen. Das Institut für Strategieanalysen (ISA) führte die Befragung in Kooperation mit der Donau-Universität Krems unter der Leitung des Politologen Peter Filzmaier durch.
Das Ergebnis: Alle befragten Gruppen haben aktuelle Corona-Entwicklungen sehr oder eher verfolgt. Und: Es gibt an sich nur geringe Unterschiede zwischen den Gruppen beim Mediennutzungsverhalten. Menschen mit Migrationshintergrund informieren sich im Vergleich etwa öfter via Social Media über Corona als über Fernsehen, Radio oder Tageszeitungen. Migranten erster Generation informieren sich eher über Facebook, türkischstämmige Personen zweiter Generation vor allem über Instagram und Syrer über Twitter. Migranten informieren sich zudem eher über Freunde, Familie oder Bekannte.
Anfälliger für Verschwörungsmythen
Wenig überraschend dürfte sein, dass Befragte mit Migrationshintergrund Nachrichten seltener auf Deutsch konsumieren als Menschen ohne. Auffällig ist allerdings folgende Einschätzung des ÖIF: "Migrant/innen stimmen der Aussage, dass Corona-Virus künstlich hergestellt und absichtlich verbreitet wurde, in deutlich höherem Ausmaß zu als Menschen ohne Migrationshintergrund." Heißt: Wer Migrationshintergrund hat, glaubt eher an Verschwörungsmythen. Ein Viertel bis ein Drittel stimmen demnach der Aussage zu, dass das Corona-Virus absichtlich verbreitet wurde. Bei den Afghanen sind es gar 70 Prozent.
Quellen kritisch hinterfragen
"Diese neue Studie zeigt, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund besonders stark über Social Media und direkt in den Communities zu Corona in Österreich informieren", sagt Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP).
Deshalb wolle man die bisherige "Informations-Offensive durch neue Kampagnen" ergänzen, abgestimmt auf die Studienergebnisse. Über Social Media sollen bekannte Österreicher mit Migrationshintergrund in Fremdsprachen die Initiative "Österreich impft" mit Videostatements an die neue Zielgruppe bringen. Die Videos sind bereits online verfügbar, unter den Prominenten befinden sich etwa Ex-Schwimm-Star Mirna Jukic-Berger oder Schauspieler Serge Falck. Die Botschaft der Videos: Man soll eigene Quellen kritisch hinterfragen, Regeln einhalten, zum Testen oder Impfen gehen.
"Es ist aber auch ganz klar, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund auch aktiv die Informationen zu Corona holen müssen, die Angebote dafür sind ausreichend vorhanden", meint Raab. Filzmaier bilanziert: "Durch die Studie wird nicht nur gezeigt, dass Soziale Netzwerke für Migrantinnen und Migranten eine sehr hohe Bedeutung haben, sondern dass sie ihre Informationen häufig auch durch Gespräche mit Freunden oder Bekannten beziehen."