Politik/Inland

Spitzenkandidat Kogler: Der Grüne mit den kecken Sprüchen

Also doch Werner Kogler. Der Grüne Bundessprecher wird seine Partei als Spitzenkandidat in die Nationalratswahl im September führen – vorbehaltlich seiner Wahl auf dem Bundeskongress am 6. Juli.

Verkündet wurde die Entscheidung Freitagfrüh im Wiener Volksgarten. Ein kleiner Tisch, voll beladen mit Mikrofonen, ein Stoff-Transparent mit dem Parteilogo: vor diesem minimalistischen Hintergrund verkündet Kogler in einem zu kleinen Raum voller Journalisten, dass er sein EU-Mandat nicht annehmen und stattdessen in den nächsten Wahlkampf ziehen werde.

Koglers kecke Sprüche

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In Arbeit

Vieles bei den Grünen ist noch „work in progress“, das zeigt nicht nur die Kulisse für die Bekanntgabe dieser weitreichenden Entscheidung.

Ebenfalls noch in Arbeit ist das Team, mit dem Kogler in den Wahlkampf ziehen wird. Nur, dass er es anführen wird, ist jetzt klar.

Kogler steigt in einer entscheidenden Phase nochmals für die Grünen in den Ring.

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Nach der Nationalratswahl 2017 war die Öko-Partei in Trümmern gelegen. Kogler, laut Eigendefinition eigentlich keiner für die erste Reihe, gab sich einen Ruck und übernahm die Verantwortung, die Partei wieder aufzubauen. Sie war – auch die Abspaltung Pilz – aus dem Parlament geflogen.

Wiederaufbau

Fast ein Jahr lang pilgerte er durchs Land und arbeitete ehrenamtlich daran, die Partei wiederzubeleben.

Dann, im vergangenen November, der nächste Schritt: Kogler übernahm offiziell den Posten als Bundessprecher – und wurde Spitzenkandidat für die EU-Wahl.

Die Notlösung erwies sich als richtig: Der bodenständige und nie um einen flotten Spruch verlegene Steirer kam gut an, den Rest taten ein trotz klammer Kassen gut organisierter Wahlkampf und eine günstige Themenlage. Am Ende waren es 14,1 Prozent – die Grünen feierten einen unerwartet großen Erfolg.

Nun soll die Rückkehr in den Nationalrat gelingen. Und richten soll es einmal mehr: Werner Kogler. Dass er dafür sein EU-Mandat nicht annehmen wird, würden ihm die Wähler nachsehen, meint der Politologe Peter Hajek.

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Durch den Mandatsverzicht ist nun auch klar, dass Monika Vana weitere fünf Jahre in Brüssel bleibt. Die steht dann auch im Volksgarten mit sechs weiteren Grünen Granden von Wiens Birgit Hebein bis Oberösterreichs Rudolf Anschober an Koglers Seite. Denn eines macht Kogler klar: Als „Solotänzer“ wolle er nicht unterwegs sein.

Wer mit ihm durch den Wahlkampf schunkeln soll, bleibt freilich vorerst ein Geheimnis. Erst müssten die Gremien entscheiden. Für Kogler kein Problem: „Wir sind die Grünen. Wir brauchen Zeit für Entscheidungen. I find’ des guat.“

Am Ende werde aber sicher „ein tolles Team mit einer guten Mischung“ stehen. Auch Quereinsteiger, etwa aus NGOs, sind erwünscht. Eine entsprechende „Überraschung“ stellt Kogler in den Raum.

Keine Eitelkeiten

Das Modell Sarah Wiener – die Promi-Köchin zog an Koglers Seite in die EU-Wahl – habe sich bewährt, meint auch Anschober. Die Öffnung der Partei solle fortgesetzt und Verbindungen zur Zivilgesellschaft verstärkt werden. Anschober ist nicht traurig, dass er nicht selbst Spitzenkandidat wurde. Es sei eine „neue Grüne Qualität, dass es nicht um Eitelkeiten geht“, sagt der Landesrat. Nun will er den Wahlkampf aus seiner Regierungsfunktion heraus unterstützen.

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Zentrale Inhalte des Wahlkampfs werden neben Umwelt-, Klima- und Artenschutz die Korruptionsbekämpfung und sozialer Ausgleich sein.

Als Wahlziel nennt Kogler: stärker werden. „Come back stronger“, lautet das Ziel in seinen Worten. Das bedarf noch großen Einsatzes. Ein Vortänzer steht aber zumindest schon bereit.