Schrage: "Werde die Tür zu meiner SPÖ nicht zuschlagen"
Bis Montag wollte die SPÖ Neubau dem wegen eines sexistischen Postings gegen ÖVP-Generalsekretärin Elisabeth Köstinger in die Kritik geratenen Bezirksrat Götz Schrage Bedenkzeit einräumen. Spätestens dann sollte er sein Mandat als Bezirksrat freiwillig zurücklegen.
Schrage selbst will es aber offenbar darauf ankommen lassen. "Ich will und werde die Tür zu meiner SPÖ nicht zuschlagen", teilte er in einem Facebook-Posting am Samstag mit. "Ich habe am Montag ein Gespräch mit der SPÖ Neubau und auf ein Wunder wird man doch noch hoffen dürfen", meint Schrage, der die Rücktrittsforderungen offenbar für "unverhältnismäßig" hält.
In einem (inzwischen wieder gelöschten) Facebook-Posting hatte Schrage am Mittwoch vergangener Woche Vergleiche zwischen Köstinger und "jungen Damen der ÖVP Inneren Stadt aus den frühen 80er Jahren, die mit mir schliefen" gezogen (mehr dazu hier).
Genossen boten "Exil" an
In dem nunmehrigen Posting bedankte sich Schrage "bei allen Freunden und Bekannten, die mich anrufen, mir schreiben, um mich aufzumuntern". Und auch "bei allen, die mein inzwischen längst gelöschtes Posting so gar nicht mochten, aber in mir mehr sehen als einen grob missglückten Kommentar." Besonders von seinen Parteikollegen aus den Bundesländern, die ihm "Exil" angeboten hätten, hätte er große Unterstützung erfahren. "Dass diese GenossInnen öffentlich kundtun, dass es eine Unverhältnismäßigkeit gibt, wie mit mir umgegangen wird aktuell, ehrt mich."
"Sexistisch und nicht hinnehmbar"
Nach dem Posting Schrages hatten sich am Freitag zahlreiche Politikerinnen, unter anderem die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) empört zu Wort gemeldet. "Das ist eine derart frauenverachtende Erniedrigung, wie ich sie öffentlich selten erlebt habe. [...] Als Mutter zweier Töchter sage ich: So sicher nicht!", postete Mikl-Leitner. Duzdar erklärte, der Kommentar sei "sexistisch und nicht hinnehmbar."
Die Vorsitzende der Neubauer Roten, Nationalratsabgeordnete Andrea Kuntzl, hatte Schrage bereits am Donnerstag zum Rücktritt aufgefordert. Eine Einladung zum Gespräch über die weitere Handhabung seines Mandats hatte Schrage, der sich auf Facebook bereits für das Posting entschuldigte, aber abgelehnt. Auch für Journalisten war der in die Kritik gekommene Bezirksrat nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Dank an Köstinger für "souveränen Umgang"
Schrage bedankte sich am Samstag auch bei Elisabeth Köstinger für ihren "souveränen Umgang", der ihm sehr imponiert habe. Schrage hätte versucht, die neue ÖVP-Generalsekretärin auch persönlich zu erreichen, um sich zu entschuldigen. Ihm sei von "einem Freund aus der ÖVP" jedoch vermittelt worden, das dies nicht notwendig sei. "Ich bin wohl ein Fan (Anm.: von Elisabeth Köstinger) und als Fan kann ich ihr von der Ferne das für mich aktuell größtmögliche Kompliment machen. Wäre Elisabeth Köstinger eine von uns, müsste ich mir um die Sozialdemokratie in Österreich weniger Sorgen machen, als ich es aktuell tue."
Köstinger selbst wollte am Freitag nicht in die Auseinandersetzung einsteigen, sah sich jedoch in ihrer Forderung nach einem neuen Stil bestätigt: "Genau diese Art der persönlichen Herabwürdigung zeigt, dass es dringend einen neuen Stil im Umgang miteinander braucht. Ich bleibe meiner angekündigten Linie treu und werde auf Angriffe nicht mit Gegenangriffen reagieren. Für mich ist die Sache erledigt."