"Geheimaktion Dollfußmuseum": Groteske um Ausstellungsstücke
Von Martin Gebhart
Seit 2022 ist das Dollfußmuseum in Texingtal (Bezirk Melk/NÖ) geschlossen. Anlass war die Debatte, die die Bestellung von Gerhard Karner zum ÖVP-Innenminister, losgetreten hatte. Karner war davor Bürgermeister von Texingtal und damit in gewisser Weise Hausherr des Museums, das im Geburtshaus von Engelbert Dollfuß eingerichtet worden ist. Daraufhin wurde unter der Führung von Alexander Hauer eine Projektgruppe von hauptsächlich Historikern eingerichtet, die das Museum bewertete.
Deren Abschlussbericht sieht eine langsame Auflösung der Museums vor. Deren EInschätzung: Das Museum diente als eine Art "Pilgerstätte" für Dollfuß-Anhänger, dem Kanzler der Zwischenkriegszeit, der einen diktatorischen Ständestaat errichtete und schließlich von Nazis getötet worden war. Mit der Auflösung waren allerdings die Leihgeber nicht einverstanden, vor allem nicht die Nachfahren von Engelbert Dollfuß. Sie beschwerten sich bei den verschiedensten Stellen und ersuchten in einem Brief an den Texingtaler Bürgermeister Günther Pfeiffer (ÖVP), dass Leihgaben treuhändisch an das Land übergeben werden.
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Leihgaben wurden abgeholt
Der Bürgermeister sagte das zu, man wusste allerdings nicht, wann das passieren wird. Gekommen ist der Lieferwagen der Kulturabteilung des Landes NÖ dann freitagfrüh. Anwesend waren auch Alexander Hauer und einige seiner Wissenschafter. Das Museum wurde vom Land fast komplett ausgeräumt, wobei darüber diskutiert wurde, was alles noch im Museum bleiben kann und was mitgenommen wird. Letztlich wurden dann fast alle Ausstellungsstücke abtransportiert.
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Wo die Dollfuß-Stücke nun landen werden, ist noch nicht sicher. Dazu sollen noch Gespräche mit den Leihgebern geführt werden. Das Konzept "konstruktive Auflösung" des Museums, das von Alexander Hauer und der Projektgruppe erarbeitet worden ist, muss vorerst ad acta gelegt werden. Wobei es in Wissenschaftskreisen große Anerkennung gefunden haben soll, so die Auskunft. Möglicherweise landen einige Objekte auch im Haus der Geschichte in St. Pölten. Was mit dem Dollfußhaus in Texingtal dann passiert, ist noch nicht klar.