Gedenken an das Attentat von Oberwart vor 20 Jahren
Von Roland Pittner
Am Anger" – diese Adresse kennt in Oberwart jeder. Traurige Berühmtheit erlangte dieser Ortsteil weit über die Stadtgrenzen hinaus in der Nacht von 4. auf 5. Feber 1995, als eine Rohrbombe vier Menschen aus dem Leben riss. Die größte Roma Siedlung des Burgenlandes stand unter Schock. Erwin Horvath, Karl Horvath, Peter Sarközi und Josef Simon wurden ermordet. Sie wollten eine Tafel wegrücken mit einer eindeutigen Inschrift: "Roma zurück nach Indien". Die Berührung löste den Zünder der Bombe aus, es war der schlimmste rassistisch motivierte Anschlag der Zweiten Republik. (siehe unten)
Den Rummel wollten viele nicht. "Wir sind von Haus zu Haus gegangen und haben uns mit allen geeinigt", sagt sagt Monika Scheweck, Referntin des Pastoralamtes der Roma & Sinti und Organisatorin der Veranstaltung. Wichtig sei, dass man neben der Politik und den Interessen der Medien, nicht die Menschen hier vergesse. "Es sind ja keine Affen im Zirkus, die hier vorgeführt werden sollen", sagt Scheweck.
Siedlung
Etwa 60 Personen leben heute in der Siedlung. "Es werden immer weniger", erklärt Mario Baranyai. Seit Jahren zieht es die Jungen weg von der Siedlung. "Ein Neustart irgendwo anders oder ein Job, viele ziehen zum Partner", sagt Baranyai. Im Burgenland leben etwa 2000 Roma, der Großteil im Bezirk Oberwart.
Ob sich so ein Anschlag wiederholen könnte, daran will niemand denken. "Einige Roma werden nicht zur Veranstaltung kommen, weil sie Angst haben", weiß Scheweck. Offener Rassismus sei seltener geworden, meint Helmut: "Aber hinterrücks bist du immer der Farbige."
Am 3. Dezember 1993 explodierten in den Händen von ORF-Redakteurin Silvana Meixner und des Hartberger Pfarrers August Janisch die ersten von insgesamt 25 Briefbomben und verletzten sie schwer.
Absender war der Steirer Franz Fuchs, es war der Auftakt zur schlimmsten Terrorwelle der Zweiten Republik.
Den 24. August 1994 kann Theo Kelz niemals vergessen. Damals riss dem Polizisten in Klagenfurt eine von Fuchs gelegte Rohrbombe beide Hände weg. Fünf Monate später kam es zum Attentat in Oberwart. Am 16. Oktober 1995 wird Flüchtlingshelferin Maria Loley in Poysdorf verletzt.