Politik/Inland

Gas-Ersatz für die Industrie: Start der Wasserstoff-Strategie

Es ist eine der zentralen Fragen für die Energiewende: Wenn wir aus fossilen Energien, vor allem aus Erdgas, aussteigen wollen, wie ersetzen wir den kostbaren Energieträger?

Sehr viele industrielle Prozesse, von der Metallverarbeitung bis zur chemischen Industrie, benötigen diese hohen Temperaturen. Aber was stattdessen nehmen? Da wird seit jeher Wasserstoff als Alternative genannt. Konkret: Grüner Wasserstoff, also Ökostrom, der in riesige Hydrolysen läuft, die Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff (unter prozessbedingt hohen Energieverlusten) zerlegen.

Doch bisher wurde nur darüber geredet, außer einigen Pilotanlagen ist keine Wasserstoff-Infrastruktur verfügbar. Mit der am Donnerstag präsentierten Wasserstoff-Strategie soll das Problem erstmals mit konkreten Schritten angegangen werden. Geplant ist die Unterstützung und der Aufbau von Elektrolyseanlagen in der Größenordnung von einem Gigawatt. So könnten rund vier Terawattstunden oder 110.000 Tonnen Wasserstoff erzeugt werden – bis 2030. Das wären dann rund 80 Prozent des heute aus Erdgas gewonnen Wasserstoffs. Das System, aus Erdgas Wasserstoff abzuspalten (wie es die OMV macht) kann hingegen kein Zukunftsmodell sein, da dabei sehr viel CO2 entsteht – und genau das soll ja verhindert werden.

Eine Milliarde Euro

Wichtig ist, dass der Wasserstoff nur der Industrie zur Verfügung gestellt werden soll, nicht für andere Anwendungen (wie Pkw oder für die Raumwärme). Dazu soll das bestehende Gasnetz adaptiert werden. Klar ist aber auch, dass die in Zukunft benötigten Mengen an Wasserstoff nicht durch österreichischen Ökostrom erzeugt werden können, daher sollen internationale Lieferbeziehungen aufgebaut werden. Insgesamt werden die Maßnahmen bis 2030 knapp eine Milliarde kosten – den größten Teil wird die Industrie zahlen müssen. 

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler erklärte dazu: „Grüner Wasserstoff ist der Champagner der Energiewende. Er ist wertvoll und vielseitig – aber nicht unendlich. Deshalb werden wir ihn bestmöglich nutzen. Wie uns das gelingt, zeigt jetzt unsere Wasserstoffstrategie auf. Wir werden selbst grünen Wasserstoff produzieren, wir werden ihn vor allem in der Industrie einsetzen und wir werden die notwendige Infrastruktur schaffen. So können wir russisches Erdgas ersetzen, unsere Unabhängigkeit stärken und das Klima schützen.“

Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher sah das ähnlich: „Wir brauchen einen innovativen und nachhaltigen Standort, der auf die Technologien der Zukunft setzt. Wasserstoff ist ein vielseitiger Energieträger, der Chancen für die nachhaltige Transformation der energieintensiven Industrie bietet. Daher haben wir heute die Wasserstoffstrategie für Österreich vorgelegt. Mit dem Ausbau der Wasserstoffwirtschaft ermöglichen wir nachhaltiges Wachstum und stärken den Technologiestandort Österreich. Die Dekarbonisierung und Ökologisierung hat auch Effekte am Arbeitsmarkt. Die Diversifizierung der Energieversorgung eröffnet neue Beschäftigungsfelder am Arbeitsmarkt und birgt ein hohes Beschäftigungspotential für sehr gute Jobs der Zukunft.“