FPÖ startet nach EU-Votum „Wählerrückholaktion“
Euphorie herrschte zwar keine bei der FPÖ-Wahlfeier am Sonntagabend in einem Café hinter dem Wiener Rathaus. Aber Erleichterung. Die befürchtete Wahlschlappe wegen des Ibiza-Videos ist ausgeblieben.
„Es ist eine Atombombe auf uns niedergegangen – und wir sind mit einer kleinen Schramme davongekommen“, freute sich Spitzenkandidat Harald Vilimsky. Die Ibiza-Affäre habe zwar „Schaden verursacht, keine Frage, aber wir holen uns ungeachtet dessen die Wähler zurück“.
Der designierte Parteichef Norbert Hofer sieht im Wahlergebnis „eine gute Ausgangslage für den Herbst.“ Sein Wahlziel für die Nationalratswahl im Herbst: „Das heutige Ergebnis plus sieben bis 10 Prozentpunkte.“
Das angesichts der Ibiza-Affäre das Abschneiden der FPÖ durchaus passabel ausfiel, schreibt Hofer auch seiner Person zu: „Immer wenn es schwierig wird, darf ich einspringen.“
Für FPÖ-Funktionäre ist Hofer daher auch „der ideale Spitzenkandidat“. Und Herbert Kickl nicht? „Doch, der auch. Sie können ja eine Doppelspitze machen.“ Kickl blieb der blauen Wahlfeier übrigens fern.
„Ein 50er auf Rot-Blau“
Ob nach der Wahl im Herbst eine Neuauflage von Türkis-Blau möglich ist, darauf wollte sich FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker am Sonntag nicht festlegen: „Das wäre Kaffeesudleserei.“ Eine Koalition mit der ÖVP schloss er ebenso wenig aus, wie mit der SPÖ: „Nur mit den Grünen haben wir wenig Deckungsgleichheiten.“
Andere haben da schon recht konkrete Vorstellungen: „Ich wette einen 50er, dass nach der Nationalratswahl Rot-Blau kommt“, sagt ein ehemaliger blauer Kabinettsmitarbeiter.
Für Kurz spricht wenig
Vorher steht am Montag aber noch der Misstrauensantrag gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz auf der Tagesordnung. Hier wollte sich am Sonntag keiner der freiheitlichen Spitzenmänner festlegen. „Das entscheiden die Gespräche der nächsten Stunden“, so Hofer.
Um 10.30 Uhr tagt der FPÖ-Klub dazu. Er würde nicht darauf wetten, dass Kurz am Montagabend noch Kanzler ist, sagt Generalsekretär Hafenecker. Und ein anderer Abgeordneter meint: „Gegen den Misstrauensantrag spricht eigentlich nicht viel.“