FPÖ-Politiker schießen gegen ÖVP-Minister Moser und Conchita
Aus den Reihen der FPÖ wird nach dem Opernball mit scharfen Worten gegen Justizminister Josef Moser (ÖVP) und seinen prominenten Ballgast Conchita (vormals Wurst) geschossen. Anstoß nahm man vor allem an dem Kostüm der Song-Contest-Gewinnerin. Tom Neuwirth, der seit Jahren als bärtige Sängerin auftritt, erschien mit einer Glatze und trug ein hautenges, tief ausgeschnittenes weißes Designer-Kleid.
Zunächste meldete sich die FPÖ Wien-Liesing auf Facebook mit einem Spott-Posting zu Wort: "Das neue Dancing-Stars-Paar. Reizend. Viel Erfolg für eure Zukunft. Beiden ist gemein, dass sie in der Politik nichts verloren haben." Schnell sammelten sich darunter derbe Kommentare wie "Einfach Drecksau Herr moser sofort weg" oder "Sofort entsorgen" und "2 Dreckfink !!!!"
Svazek über "absurde Ideologie"
Während das Posting der Wiener Bezirksorganisation mittlerweile gelöscht ist, steht die Salzburger FPÖ-Chefin und Klubofrau Marlene Svazek offenbar zu ihrer negativen Meinung zu Mosers Auftritt mit Conchita. Svazek, die im Vorjahr auch Generalsekretärin auf Bundesebene war, sprach von einem "Opernball im Weißwurstkostüm" und kritisierte, "wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will und von einem Minister eine weltweite Bühne zur Verfügung gestellt bekommt."
Svazek weiter: "Bei zu viel nackter Haut echter, weiblicher Frauen rufen wir einen Sexismusskandal aus und die halbe feministische Welt steht Kopf. Bei einer Transsexuellen (oder was weiß ich was) wie der Wurst sollen wir applaudieren, denn das sei doch Kunst, Mut und ein Toleranzstatement."
Der nicht amtsführende Wiener FPÖ-Stadtrat Maximilian Krauss pflichtete seiner Parteikollegin bei: "Marlene bringt es auf den Punkt!", schrieb er auf Facebook.
Werbung für Europa
Conchita kam auf Einladung von Justizminister Moser zum Opernball und zeigte sich "geehrt". Sie wolle mit ihrem Besuch die Wichtigkeit der EU-Wahl hervorheben, die im Mai stattfindet. "Geht wählen!" Das Konzept Europa sei wichtig, meinte Conchita am roten Teppich.
Tom Neuwirth ist bekennend homosexuell, seine Auftritte als Conchita sind als Travestiekunst einzuordnen. Seit einiger Zeit tritt der Künstler aber auch in der Öffentlichkeit zusehends "männlicher" auf. Das gefällt leitenden FPÖ-Vertretern offenbar überhaupt nicht. Svazek: "Ich habe mich gestern fremdgeschämt, fremdgeschämt für Conchita Wurst, fremdgeschämt für Minister Moser und fremdgeschämt, dass diese Bilder aus Österreich in die ganze Welt hinausgingen. Spätestens wenn Moser am Life-Ball dann womöglich das Bodypainting für sich entdeckt, reicht Fremdschämen wohl nicht mehr aus."
Was eine geeignete Reaktion darauf wäre, führt die FPÖ-Politikerin zwar nicht aus, der Unmut gegen den Justizminister auf einem ÖVP-Ticket ist aber mehr als deutlich.
Moser seit Längerem im Clinch mit FPÖ
Ex-Rechnungshofchef Moser, der zu Zeiten von Jörg Haider Klubdirektor der FPÖ war, liegt seit ein paar Monaten mehr oder weniger im Clinch mit Teilen der Koalitionspartei FPÖ. Differenzen gab es etwa über die Reform der Rechtsberatung für Asylwerber. Nachdem sich Moser gegen die im Regierungsprogramm festgeschriebene Verstaatlichung der Rechtsberatung quergelegt hatte, wurde über Kritik im Innenressort an Moser berichtet. Dieser wies daraufhin jegliche Vorwürfe zurück.
Auch dem Vorstoß des Innenministers Herbert Kickl (FPÖ), an der Europäischen Menschenrechtskonvention zu rütteln, erteilte Moser, der auch Verfassungsminister ist, eine Absage.