Politik/Inland

Erster Verdacht: Kleber aus Deutschland ist schuld

Das Drehbuch könnte aus einer der "CSI Las Vegas"-Folgen stammen – nur mit einem Unterschied: Im Klebstoffkrimi ist das Corpus Delicti ein Wahlkuvert. War es Sabotage? Führten wirklich eine oder mehrere fehlerhafte Klebstofftranchen zur Wahl-Verschiebung? Diese Fragen versuchen die Kriminalisten des Bundeskriminalamtes nun akribisch zu klären.

Zwei Wochen wird die Spurensuche in der Kleber-Affäre noch dauern. Seit dem Wochenende nimmt das Innenministerium alle möglichen chemischen und technischen Ursachen unter die Lupe. "Wir haben der Druckerei eine ausführliche Liste mit Fragen zugestellt. Außerdem sind in den forensischen Labors der Kriminaltechnik Muster und defekt gemeldete Wahlkarten untersucht worden", erläuterte Bundeskriminalamts-Direktor Franz Lang.

Auch für die Forensik-Spezialisten ist die Kleber-Affäre absolutes Neuland. Um die peinliche Causa lückenlos aufzuklären, wurde zusätzlich eine externe Firma beauftragt, ein Gutachten über die Fehlerquelle zu erstellen. Denn letztendlich dreht sich auch alles um die Frage: Wer muss für den Schaden der Wahlverschiebung, die rund zwei Millionen Euro kostet, finanziell geradestehen?

Leicht zu beschädigen

Es existiert schon eine erste Spur, wo das Uhu-Gate seinen Anfang genommen haben könnte. "Drei Klebertranchen wurden verwendet. Ein Kleber stammt aus Deutschland", erklärte Lang bei der Pressekonferenz. Der Verdacht der Forensiker: Das Mischungsverhältnis des Klebstoffs war bei einer Tranche möglicherweise nicht korrekt und führte dazu, dass die Wahlkuverts an den Seitenkanten aufgehen.

"Die Hitze beim Transport war nicht für den Defekt verantwortlich", gab BK-Chef Lang bekannt. Hinweise auf Sabotage oder kriminelle Vorgänge gibt es auch keine.

Allerdings räumte Lang ein, dass bisherige Untersuchungen zeigen, dass es keinen besonders starken Kraftaufwand brauche, dass das Kuvert Schaden nimmt. "Es reicht aus, wenn man mit der Hand hineinfährt."

Seit 2009 produziert die Druckerei "kbprintcom.at" die Wahlkartenkuverts. "Bei sieben Bundes- und neun Landtagswahlen gab es keine Probleme", betonte Innenminister Wolfgang Sobotka.

Die Druckerei hat ein Patent auf die Lasche und gilt als einzige Druckerei im Land, die die kompliziert konstruierten Kuverts herstellen kann (die Druckmaschine hat die Größe eines durchschnittlichen Turnsaales).

Am Ende der Produktion stehen zwei Arbeiter und führen eine Qualitätskontrolle bei den Wahlkartenkuverts durch. Doch in diesem Fall nützte der Check nichts, denn der Klebstoff zeigte erst nach mehreren Tagen erste Auflösungstendenzen.