Erste Spur in Hacker-Affäre um ÖVP-Zentrale führt nach Frankreich
Die Ermittlungen zum mutmaßlichen Hackerangriff auf die ÖVP-Zentrale dürften eine erste konkrete Spur gebracht haben. Zumindest wurde laut einem Bericht der Kronen Zeitung ein französischer Computer-Server aufgespürt, auf dem 1300 Gigabytes (1,3 Terabyte) an gestohlenen Daten gespeichert sein sollen. Die "Krone" bezieht sich dabei auf eine Quelle aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT).
Diese Datenmenge entspricht den Angaben, die auch jene von der ÖVP beauftragten Cyber-Experten am 5. September gemacht haben. Die mutmaßlich abgesaugten Daten sollen dort laut dem Bericht aber nur bis Ende September verfügbar sein. Aufgrund dieser kurzen Frist, die auch fast mit dem Wahltermin zusammenfällt, sei bereits ein Amtshilfeersuchen an die französische Justiz gestellt worden, heißt es. Zudem sei Europol eingeschaltet worden. Eine externe Löschung durch den oder die Hacker soll aber nicht möglich sein.
Für die Cyber-Experten des BVT gelte es mittlerweile "als gesichert", dass ein Angriff von außen auf die
Computer der ÖVP-Zentrale stattgefunden habe, so die "Krone".
Unterschiedliche Bewertungen der Affäre
Während die Volkspartei auch nach der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates diese Woche vom größten Hacker-Angriff auf eine Partei in Österreich sprach, äußerten die anderen Fraktionen Zweifel. Jetzt-Mandatar Peter Pilz betonte nach der Aussprache, an der neben Regierungsmitgliedern auch die Spitzen des Staatsschutzes teilnahmen, es gebe keinen Beweis für die ÖVP-Version. Pilz hat auch eine Sondersitzung des Nationalrats beantragt, die sich weitgehend mit der ÖVP beschäftigen soll. Diese Sondersitzung dürfte voraussichtlich am kommenden Donnerstag stattfinden.
Auch der freiheitliche Abgeordnete Hans Jörg Jenewein, zeigte sich nicht überzeugt, dass die Darstellung der Türkisen den Tatsachen entspreche. Es könne genauso ein Angriff von innen gewesen sei, räumte er wie Pilz die Möglichkeit eines "Maulwurfs" ein.
Seitens der SPÖ sprach man vor dem Sicherheitsrat noch von einem Ablenkungsmanöver, danach gab sich Klubvize Jörg Leichtfried eher zurückhaltend und merkte bloß an, dass es auch andere Möglichkeiten gebe als die von der ÖVP beklagte Hacker-Attacke.
Regierungs-Infos
Mehr Offenheit als im geheimen Sicherheitsrat wünschten sich die Neos. Sie beantragten über ihre Abgeordnete Stephanie Krisper erfolgreich, dass die Bundesregierung öffentlich informieren soll, wenn sie relevante Dinge in der Causa erfährt. Über die aktuellen Entwicklungen mit der angeblichen Spur nach Frankreich hat die Regierung bisher nicht informiert.