Epidemiologe: Neuer Lockdown spätestens in zweiter Märzwoche
Von Daniela Kittner
Der Epidemiologe der Donau-Uni in Krems, Gerald Gartlehner, gab am Dienstag im Report ein alarmierendes Interview. Er befürchtet, Österreich habe mit der Reaktion auf den Südafrika-Cluster in Tirol "einiges an Zeit vergeudet", da man schon länger wisse, "dass sich Tirol zu Hotspot der südafrikanischen Mutante entwickelt".
Die nunmehrigen Maßnahmen seien "nicht optimal". Regionale Quarantänen mit regelmäßigen Massentests wären besser. Auch könnte man die Bevölkerung "prioritär impfen", und zwar mit einem Impfstoff, der gegen die südafrikanische Mutante wirke.
Andreas Bergthaler, Virologe an der Akademie der Wissenschaften, bestätigt Gartlehners Einschätzungen in der ZiB 2: Die Reisebeschränkungen seien "ein richtiger Schritt, wenngleich zu spät". Bergthaer lobt aber auch, dass Tirol viel teste und so die Situation "ganz gut im Griff" habe. Bergthaler plädiert dafür, noch mehr zu testen, um das Südafrika-Virus auszuforschen.
Impfung "wenig wirksam"
Einer der Gründe, warum es so wichtig sei, das Südafrika-Virus an der Ausbreitung zu hindern, ist, dass der Astra Zeneca-Impfstoff, aber auch andere Impfstoffe der gleichen Technologie, die demnächst erwartet werden, gegen diese Mutante kaum wirken. Gartlehner. "Alles deutet darauf hin, dass Astra Zeneca ganz wenig wirksam ist gegen die südafrikanische Variante Wenn wir dem südafrikanischen Virus freien Lauf lassen, dann wird jene Impfung, die den größten Anteil in Österreich hat, nicht wirken." Bergthaler: "Der Impfstoff ist bei der südafrikanischen Variante von deutlich schlechterer Wirksamkeit."
"Alle Modelle zeigen starken Anstieg"
Der Epidemiolge aus Krems rechnet mit einem baldigen neuen Lockdown für Österreich. Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat ja eine 7-Tage-Inzidenz von 200 als kritische Marke für schärfere Maßnahmen genannt. Gartlehner: "Alle Modelle, die ich kenne, zeigen das gleiche Bild, nämlich einen starken Anstieg des Infektionsgeschehens aufgrund der Lockerungen und der britischen Mutation. Der einzige Unterschied ist, wann die Schwelle von 200 erreicht wird. Die Pessimistischen sagen, Ende Februar, die Optimistischen, in der zweiten Märzwoche."
Bergthaler zu einem baldigen weiteren Lockdown: "Ich befürchte das auch." Im Osten Österreichs mache die britische Mutation, die um einiges ansteckender ist, schon bis zu 40 Prozent der Infiziertenfälle aus. Aus epidemiologischer Sicht gebe es kein Argument für die derzeitigen Lockerungen.
Nasenbohrertest zeigt zu wenige Infizierte
Dass beim ersten "Nasenbohrertest" in den Schulen nur 56 Schüler positiv getestet wurden, wertet Gartlehner ebenfalls als Alarmzeichen. Der Anteil müsste viel höher sein. Das deute darauf hin, dass entweder die Tests nicht so gut funktionieren, oder der von den Schülern selbst gemachte Abstrich nicht gut funktioniert.