Epidemiologe: "Müssen noch bis Herbst 2021 mit dem Virus leben"
Von Daniela Kittner
Gerald Gartlehner ist Epidemiologe und lehrt an der Donau-Uni Krems. Unmittelbar bevor die Regierung am Freitag einen dritten Lockdown verkündet, gibt Gartlehner am Donnerstagabend der Zib 2 ein Interview. "Die Infektionszahlen sind in der Tat sehr besorgniserregend, weil wir unmittelbar nach einem Lockdown stehen. Die Infektionen werden jetzt wieder steigen, und ausgehend von dem hohen Niveau, auf dem wir uns immer noch befinden, kann die Situation bald wieder kippen, weil die Spitäler immer noch belastet sind", sagt Gartlehner.
Tatsächlich befinden sich noch mehr als 500 Corona-Partienten auf den Intensivstationen, 800 gelten als Grenze für eine Überlastung.
Zweiter Lockdown zu kurz, zu früh geöffnet
Gartlehner sagt, der am 7. Dezember beendete Lockdown "war vielleicht zu kurz", außerdem waren viel weiniger Menschen als beim ersten Lockdwon im Homeoffice. "Möglicherweise wurde zu früh wieder geöffnet."
Angesichts der vielen Toten und der hohen Infektionszahlen bei den ab 75-Jährigen sagt Gartlehner, "mangelnde Testungen in den Altenheimen waren ein Versäumnis".
Gartlehner bleibt bei seiner Kritik an Massentests. Sie seien "nicht nachhaltig", man müsste sie ständig wiederholen, was bundesweit "nicht möglich ist". Für richtig hält Gartlehner das intensive Testen bestimmter Gruppen oder auch, Quarantänen zu verhängen, aus denen man sich dann freitesten kann.
Corona belastet uns noch Monate
Auch Schnelltests seien sinnvoll, etwa, bevor man eine gefährdete Person besucht.
Zu den bevorstehenden Impfungen sagt Gartlehner: "Das Virus wird uns jedenfalls noch bis Herbst 2021 begleiten und unser Leben einschränken." Schneller werde es gelingen, die vulnerablen Gruppen zu immunisieren. Der einzige Weg zurück in die Normalität sei aber die Impfung.