Politik/Inland

Der katholische Publizist Herbert Vytiska ist tot

Bis zuletzt war er publizistisch tätig – im Sinne seines Lebensthemas Europa, nun hat er den Kampf gegen seine schwere Krankheit verloren: Am Pfingstsonntag ist Herbert Vytiska im 77. Lebensjahr verstorben. Europa, das war auch die politische Mission von Alois Mock (1934–2017), dessen Pressesprecher Vytiska war. Mit Mock verband Vytiska auch eine tiefe Religiosität und Verbundenheit mit der katholischen Kirche.

Neben zahlreichen Gastkommentaren – unter anderem für den KURIER – schrieb er auch Bücher. Sein letztes kann programmatisch als sein Vermächtnis gelten: „1989. Europa verändert sein Gesicht“. 30 Jahre nach der Wende wollte Vytiska nicht bloß auf die damaligen historischen Umwälzungen zurückblicken, sondern vor allem „der Zukunft zeigen, was sie der Vergangenheit verdankt“, wie es der Autor ausdrückte.

Den Ausgangspunkt für Vytiskas Erinnerungen in diesem Buch bilden drei Tage im Juni 1989: Der 27. Juni ist der Tag der symbolischen Durchtrennung des österreichisch-ungarischen Grenzzauns durch Mock und Horn. Am 29. Juni machte der Nationalrat den Weg frei für die Beantragung der Mitgliedschaft Österreichs bei den Europäischen Gemeinschaften. Am 28. Juni aber hielt der serbische Präsident Slobodan Milošević seine Rede auf dem Amselfeld (Kosovo), welche als Initialzündung der folgenden Balkankriege gilt.

Gespür für historische Zusammenhänge

Bezeichnend daran ist das Gespür für historische Zusammenhänge und der Blick über das EG-/EU-Europa hinaus – beides ebenfalls ein Erbe Alois Mocks. Dessen „politisches und diplomatisches Engagement“ in den Balkankriegen bezeichnete Vytiska in einem KURIER-Gastkommentar einmal als „gelebte Nachbarschaftshilfe“.

Auch die eigene Partei schonte er nicht mit Kritik. So schrieb er, ebenfalls im KURIER, nach den Wiener Landtagswahlen 2015, bei denen die ÖVP in die Einstelligkeit abgerutscht war: „Jetzt bloß in die Gremien zu gehen, die Ursachen zu beklagen, Besserung zu geloben, reicht nicht aus, um zu verhindern, eines Tages im Museum zu landen. Eine Revolution, die die geistigen und personellen Ressourcen fordert, wird unausbleiblich sein, will man das verhindern.“

Zu Vytiskas Charaktereigenschaften zählte jedenfalls auch seine enge Verbundenheit mit Weggefährten. So hatte er erst im März auf Facebook (Vytiska nutzte auch die sozialen Medien für seine Anliegen) an den eben verstorbenen „Mastermind des österreichischen EU-Beitritts“ Manfred Scheich erinnert. Und am Karfreitag gedachte er des an Covid-19 verstorbenen Journalistenkollegen Hannes Schopf. Nun ist Herbert Vytiska von uns gegangen – und mit ihm ein weiterer Vertreter dessen, was man einmal katholische Publizistik genannt hat.