Politik/Inland

Das neue Ranking der Landeshauptmänner

Mit Wien wurde am vergangenen Sonntag ein Zyklus von Landtagswahlen abgeschlossen. Seit März 2013 haben alle neun Bundesländer gewählt, der nächste Zyklus beginnt im März 2018 mit Niederösterreich und Kärnten.

Das neue Ranking der Landeshauptmänner zeigt, dass auch in den Bundesländern die Bastionen von SPÖ und ÖVP bröckeln. Die ÖVP-Niederösterreich ist die letzte dominante Landeshauptmann-Partei. Erwin Pröll hat als Einziger eine absolute Mehrheit (siehe Grafik unten).

Mit Respektabstand folgt der Burgenländer Hans Niessl hauchdünn vor dem Vorarlberger Markus Wallner. Schlusslichter bilden die Landeshauptleute von Salzburg und der Steiermark, Wilfried Haslauer und Hermann Schützenhöfer, mit weniger als 30 Prozent.

Interessant an dem Ranking: Obwohl SPÖ und ÖVP die Wähler davon laufen, ändert sich an den tatsächlichen Machtverhältnissen nichts. Sechs schwarze Landeshauptmänner, drei rote Landeshauptmänner – dieses Bild aus Zeiten, als SPÖ und ÖVP noch Großparteien waren, ist bis heute das gleiche.

Ein Männerbund

Und, bei allem Respekt, es schaut ein bisschen retro aus. SPÖ und ÖVP haben es nicht einmal geschafft, Frauen zu etablieren. Nach dem Abgang von Waltraud Klasnic und Gabi Burgstaller ist die Landeshauptleute-Konferenz wieder ein reiner Männerbund.

Das dürfte auf absehbare Zeit so bleiben. Die Chancen von Johanna Mikl-Leitner auf den Chefposten in Niederösterreich sind gesunken – dazu habe sie in der Flüchtlingskrise einen zu hilflosen Eindruck gemacht, erzählen ÖVP-Kenner. Derzeit werden dem stellvertretenden Landeshauptmann und Finanzchef Wolfgang Sobotka die besten Aussichten auf eine Pröll-Nachfolge attestiert.

Hohe Messlatte

Wer immer in Niederösterreich ans Ruder kommt (falls Pröll für die Hofburg kandidiert) – ein Honiglecken wird das nicht. Die Messlatte liegt fast unerreichbar hoch. Andererseits ist das auch ein Vorteil: Prölls Nachfolger kann neun Prozentpunkte ablegen und steht immer noch auf Platz 1 auf dem Stockerl.

Die wohl mächtigste Frau in der SPÖ ist Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner. Die studierte Ökonomin ist seit 20 Jahren Stadträtin, seit neun Jahren Chefin der Wiener Finanzen, ressortmäßig zuständig für Stadtwerke und Verkehrsbetriebe. Darüber hinaus lenkt sie die Wirtschaftspolitik der Metropole. Brauner kommt im Fernsehen gut rüber und ist eine Frauenpolitikerin mit Bodenhaftung. Warum jemand wie sie weder als künftige Bürgermeisterin noch als Hofburg-Kandidatin oder wenigstens als Ministerin aufgebaut wird, bleibt ein Geheimnis der SPÖ.

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