Politik/Inland

"Das ist ja wie der Jackpot in der Lotterie"

Stellen Sie sich vor, Sie sind Immobilien-Makler und suchen einen Käufer für eine Wohnung im Wert von 100.000 Euro, auf der ein 80.000-Euro-Kredit lastet. Ein Interessent ist bereit, 100.000 Euro zu zahlen. Hinter ihrem Rücken macht der Verkäufer mit dem Käufer aber plötzlich aus, er müsse nur die 20.000 Euro zahlen. Die Kreditschulden würden beim Verkäufer bleiben.

Völlig unrealistisch? Würde man meinen, ist es aber nicht: In der Hypo ist es zu einem solchen Geschäft gekommen, erfuhr man am Dienstag im U-Ausschuss. Der Deal dürfte die Steuerzahler rund 200 Millionen Euro kosten.

Wie kam es dazu? 2007 verkaufte die Bank ihre Consultants Gruppe. In der Hypo-Tochter waren die Immobilienprojekte und Unternehmensbeteiligungen gelagert.

ASP Consulting begleitete den Verkauf: Die Firma bewertete die Beteiligungen, suchte Interessenten, holte Anbote ein – 65 Millionen Euro wurden letztlich lukriert.

Ein gutes Geschäft? Mitnichten. Der Käufer hätte 225 Millionen an offenen Krediten übernehmen sollen, die in der Consultants schlummerten. So sei es im Vertrag gestanden, sagte ASP-Chef Alon S. Erst im Nachhinein habe er erfahren, dass die Hypo entschieden habe, "die Kredite selbst zu refinanzieren". Maximilian Unterrainer (SPÖ) will wissen, was das für einen Sinn mache. Zeuge Alon S.: "Das weiß ich nicht. Ich war selber überrascht." Vielleicht kann Ex-Hypo-Boss Wolfgang Kulterer die Sache am Donnerstag im U-Ausschuss aufklären.

Insider-Wissen?

Für den Käufer, die kroatische Firma Auctor, sei das Geschäft jedenfalls "wie der Jackpot in der spanischen Weihnachtslotterie gewesen. Der hat einfach so 225 Millionen Euro bekommen", meint Neos-Mann Rainer Hable. Es liegt freilich der Verdacht nahe, dass der Käufer Insider-Wissen hatte. Denn dahinter stand u.a. der Chef der Hypo-Consultants Kroatien. Das nötige Geld für den Kauf erhielt die Auctor – von der Hypo. Der Kredit ist laut dem Grünen Werner Kogler bis heute nicht getilgt worden.

Kurios ist auch, dass die Hypo-Alteigentümer (Kärnten, Grawe, Mitarbeiterstiftung) eine Sonderdividende von 50 Millionen kassiert haben (19 Millionen zahlten sie bisher zurück).

Zu hoch bezahlt wurde nach Meinung der Opposition auch ASP. Alon S. findet das Honorar von fünf Millionen Euro angemessen. Zu seinem Auftrag kam er übrigens über seinen Firmensteuerberater, der im Hypo-Aufsichtsrat saß.

Zusammenfassung

Insgesamt hat der Hypo-U-Ausschuss am Dienstag rund 13 Stunden gedauert. Die Abgeordneten hatten zuvor die Hypo-Wirtschaftsprüfer Alexander Greyer und Walter Groier sowie den Hypo-Berater Alon Shklarek ausführlichst befragt. Es ging vor allem um die Prüfung des Hypo-Jahresabschlusses 2005 durch die Wirtschaftsprüfer Confida und die dabei entdeckten Swap-Verluste in Höhe von 330 Mio. Euro sowie ein Millionenhonorar für den Verkauf der Hypo Consultants im Jahr 2007 an Shklarek. Aufreger war aber vor allem ein aktuelles Thema - nämlich die Nicht-Entbindung des ehemaligen Hypo-Chefs Wolfgangs Kulterer und anderer Ex-Hypo-Vorstände von ihrer Verschwiegenheitspflicht durch die Hypo-Abbaugesellschaft Heta.

Der Live-Ticker vom U-Ausschuss zur Nachlese