Politik/Inland

Terminal Tower: "Imaginäre Studie" für 200.000 Euro?

Die Millionenprovision in der Causa Buwog ist fürs Erste hintan gestellt. Am 21. Prozesstag ging es am Mittwoch vergleichsweise um Peanuts: Richterin Marion Hohenecker brachte die 200.000 Euro "Vermittlungshonorar", die beim Linzer Terminal Tower geflossen sein sollen, aufs Tapet.

Wie es dazu kam, sollte ihr als erster der fünf sogenannten "kleinen Angeklagten" der Ex-Porr-Mitarbeiter W., der für die Abwicklung des Projekts zuständig war, erklären.

Dramaturgisch ist das nur konsequent: Ehe die Hauptangeklagten befragt werden, will Richterin Hohenecker zuerst offenbar alle Geldflüsse, die mit Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger, Ernst Karl Plech und Peter Hochegger verbunden werden, quasi von Geberseite beleuchten.

Parallelen zu Causa Buwog

Das System, die handelnden Personen, sogar die Konten sind - so die Anklage - ja weitgehend deckungsgleich. Wieder floss das Geld über Zypern nach Liechtenstein. Wieder stehen am Ende drei Konten, von denen die Staatsanwaltschaft eines Karl-Heinz GrassGrassierter zuordnet. Und wieder stellt sich die Frage: Wo war die Leistung?

W. sagte am Mittwoch aus, er sei vom damaligen Porr-Generaldirektor Horst Pöchhacker beauftragt worden, die 200.000 Euro für Walter Meischberger im Terminal-Tower-Projekt unterzubringen. Pöchhacker ist mittlerweile verstorben. "Das war eine Weisung", sagte der Angeklagte. Eine Diskussion habe es nicht gegeben, es war ein klarer Auftrag des Generaldirektors, sagte er in der Befragung durch Richterin Marion Hohenecker.

Wo war die Leistung?

Meischberger sollte bezahlt werden, "weil er unterstützt hat, dass die Finanz Mieter des Terminal Tower ist", sagte der Angeklagte. "Wie hat er das unterstützt?" hakte Richterin Marion Hohenecker nach. "Ich gehe jetzt nicht davon aus, dass er für 100.000 Euro die Umzugskartons getragen hat."

W.s Antwort hörte man so ähnlich auch schon im Zusammenhang mit der Causa Buwog: "Ich habe keine Wahrnehmungen, dass er (Meischberger, Anm.) Leistungen erbracht hat."

Später habe er erfahren, dass die 200.000 Euro für eine Analyse des Immobilien-Marktes in Rumänien verrechnet werden sollten. Wobei ihn diese "imaginäre Studie", wie W. die Analyse in einer früheren Einvernahme bezeichnet hatte, über weite Teile stark an eine "Roh-Studie", die er selbst erstellen musste, erinnerte.

An diese rund fünfseitige "Roh-Studie" erinnere er sich deswegen so gut, weil er den Auftrag dafür ausgerechnet an seinem Hochzeitstag erhalten habe, erzählte W. Der Generaldirektor würde die Arbeit dringend am nächsten Tag in der Früh brauchen, habe es damals geheißen. Daraufhin sei er an seinem Hochzeitstag erst um 22.30 Uhr nach Hause gekommen. "Es gab Diskussionen", sagte er - unter Belustigung der Zuhörer.

Konkret geht es bei der Causa Terminal Tower um die Einmietung der oberösterreichischen Finanz- und Zollämter in den Linzer Büroturm im Jahr 2006. Mietgegenstand sind 15.858 Quadratmeter Büro- und Lagerflächen sowie 92 Parkplätze. Nettomonatsmiete: rund 162.751,23 Euro, was 9,9 Euro pro Quadratmeter entspricht. Dabei soll auch die Schmiergeld-Zahlung für die langfristige Einmietung geflossen sein.

Hinweis: Weil kein überwiegendes öffentliches Interesse an der Namensnennung von weiteren Angeklagten in das Causa Terminal Tower besteht, wird darauf verzichtet. Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

Am Donnerstag geht die Einvernahme von W. weiter - wir berichten wieder ab 9.30 live.

Der Ticker vom 21. Prozesstag zur Nachlese

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