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FPÖ triumphiert, Desaster für Koalition

Es ist paradox. Heinz-Christian Strache hält vom Hofburg-Job nichts, will ihn mit dem des Kanzlers fusionieren. Der FPÖ-Chef nominiert dann aber doch einen Bundespräsidentschaftsanwärter – und der triumphiert. Er liefert den Blauen das beste Bundesergebnis ihrer Parteigeschichte.

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Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, den bis zum Wahlkampfstart außer Gesinnungsfreunden und Polit-Feinspitzen wenige kannten, schafft Platz 1 – mit großem Abstand vor der Nummer 2. Das ist der einstige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen, der versucht hat, mit Parteiunabhängigkeit zu punkten. Die einzige Frau in der Sechser-Runde, Ex-Richterin Irmgard Griss, erreicht Rang 3. Und so sind am 22. Mai Hofer und Van der Bellen in der Stichwahl.

Baumeister Richard Lugner, der zum zweiten Mal als Staatsoberhaupt kandidiert hat, ist unter ferner liefen geblieben.

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Für die Kandidaten der Regierungsparteien – und somit auch für diese – ist der Wahlausgang ein Debakel. Trotz nach wie vor großer Apparate und viel Budget liegen der Schwarze Andreas Khol und der Rote Rudolf Hundstorfer auf den Plätzen 4 und 5.

Beide waren bei einem knapp zweistelligen Ergebnis, gemeinsam bei nur etwas mehr als 20 Prozent. So schlecht lagen die Präsidentschaftswerber von SPÖ und ÖVP noch nie in der zweiten Republik.

Das Wien-Resultat ist für Hundstorfer, der der Wiener SPÖ entstammt, einst Gewerkschaftschef der Gemeindebediensteten war, besonders bitter: Dort ist er nur auf Platz 4.

Khol wiederum hat es im schwarzen Kernland Niederösterreich nur auf Rang 4 gebracht.

Er, der Klubchef, Nationalratspräsident und zuletzt ÖVP-Seniorenbundobmann war, zieht für sich Konsequenzen. Khol wird politisch abdanken: "Ich werde kein Balkon-Muppet sein."

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Hundstorfer lässt seine Zukunft offen, er sagt, er habe keinen Plan B.

Weder SPÖ noch ÖVP werden als Parteien den Bürgern einen der beiden Stichwahl-Kandidaten empfehlen. In den Koalitionsreihen geht es wegen des Desasters für ihre Wahlwerber rund. Führende Rote wie der steirische Landeshauptmann-Vize Michael Schickhofer befinden: "Jetzt muss sich anständig etwas ändern." Er plädiert für eine Öffnung Richtung FPÖ.

ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner spricht von "einer Grundstimmung gegen das gesamte Polit-Establishment". Es könne "nicht weiter zugeschaut werden".

ÖVP greift Faymann an

Indessen beginnen zwischen den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP die Fetzen zu fliegen. Niederösterreichs Erwin Pröll sagt, das Wahldebakel sei ein Ergebnis von "acht Jahre Faymann als Kanzler". SPÖ-Ministerin Sabine Oberhauser wies Pröll zurecht: Er solle das Schuldzuweisen einstellen. "Das würde ihnen so passen, Frau Oberhauser", schoss Prölls Parteigeschäftsführer Bernhard Ebner zurück. "Mit so einem Ergebnis kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Acht Jahre Faymann-Politik des Verschleppens haben großen Schaden angerichtet." Tirols ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter ortet "eine deutliche Abrechnung mit der Bundes-Koalition" – und fordert ein Ende des "Stillstands".

Norbert Hofer im Porträt

Alexander Van der Bellen im Porträt