Bischof Chalupka will Karfreitags-Debatte wieder eröffnen
Der neue evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka hofft bei den Koalitionsverhandlungen auf einen "neuen Anlauf" für einen Karfreitags-Feiertag. Die türkis-blaue Regierung hatte den höchsten Feiertag der Protestanten gestrichen. "Diese Löschung war eine schnelle Husch-Pfusch-Lösung, die nicht funktioniert", sagte Chalupka am Sonntag in der ORF-"Pressestunde". Die Fragen stellten KURIER-Innenpolitik-Redakteurin Johanna Hager und Matthias Westhoff (ORF).
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte im Jänner geurteilt, dass der protestantische Karfreitags-Feiertag allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geöffnet werden muss. Um einen zusätzlichen Feiertag für alle zu verhindern, strich die türkis-blaue Regierung den Karfreitag daraufhin aus dem Feiertagskalender. Wer an diesem Tag zum Gottesdienst will, muss sich nun Urlaub nehmen. Einziges Zugeständnis: Wird der Urlaub rechtzeitig angemeldet, darf ihn der Arbeitgeber nicht ablehnen.
"Gottesdienstliches Leben bedroht"
Chalpuka kritisiert, dass dies dazu führe, dass die Gottesdienste am höchsten protestantischen Feiertag "nicht mehr in gewohnter Weise gefeiert werden können". Dies deshalb, weil viele ehrenamtliche Lektoren, Küster und Organisten daran beteiligt seien. "Unser gottesdienstliches Leben ist hier bedroht", betont Chalupka. Bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen hofft der Bischof, dass alle Parteien, die die Karfreitagsregelung im Wahlkampf kritisiert haben, auf eine Reform drängen werden: "Zufrieden mit dem ist nur die ÖVP."
Möglich wäre aus Chalupkas Sicht ein Karfreitags-Feiertag für alle, ein Abtausch mit einem anderen Feiertag oder ein echter, zusätzlicher "persönlicher Feiertag". Dazu brauche es einen runden Tisch mit Sozialpartnern und Kirchen. Sollte es eine politische Lösung geben, werde die Kirche auch ihre Verfassungsbeschwerde gegen die Streichung des Feiertags zurückziehen.
Kehrtwende in der Flüchtlingspolitik
Außerdem drängt der evangelische Bischof auf neue Impulse in der Flüchtlingspolitik. Es brauche einen Konsens, dass Schutzsuchenden auch Schutz gewährt werden müsse. Dazu schlug Chalupka sowohl legale Einreisemöglichkeiten im Rahmen einer Kontingentregelung vor als auch den tatsächlichen Ausbau der Hilfe vor Ort, etwa in Syrien: "Die Rede von der Hilfe vor Ort und der humanitären Hilfe muss endlich mit Substanz gefüllt werden."
Auch die Pflege wünscht er sich "prioritär auf der Agenda einer neuen Regierung". Gleichgeschlechtliche Paare würde Chalupka zwar unter bestimmten Umständen trauen. "Aber ich würde kein gleichgeschlechtliches Paar in einer Gemeinde trauen, die sich dagegen ausgesprochen hat", verwies er auf den im März gefundenen innerkirchlichen Kompromiss.