Politik/Inland

Zentralmatura bleibt Zitter-Partie

Der Countdown läuft: Vom 5. bis 13. Mai 2015 wird erstmals in Österreich die Zentralmatura abgehalten – alle AHS-Schüler werden dann zur selben Zeit die gleichen schriftlich Aufgaben zu lösen haben, die Arbeiten werden zentral beurteilt. Im Vorfeld dieser Prüfung schwitzen aber nicht nur die Schüler – noch viel mehr Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte beschert die erste zentral vorgegebene Prüfung den Bildungsverantwortlichen in Bund und Ländern.

Befürchtungen

Groß ist vor allem die Sorge, dass zu viele Schüler durchfallen könnten – die Generalprobe, ein soeben zentral abgehaltener Test zeigt, dass die Befürchtungen wahr werden könnten – immerhin 30 Prozent der getesteten Schüler wären durchgefallen.

Kopfzerbrechen macht auch die mangelnde Vorbereitung auf die mündliche Matura: Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek hatte Stunden gekürzt, was zu teils massiven Protesten von Schülern, Eltern und Lehrern führte.

Hier kam es zum Umdenken: Am Freitag tagte die „Bundesreifeprüfungskommission“, man fand einen Kompromiss: Die Kürzung der eigentlichen Vorbereitungsstunden bleibt zwar aufrecht. Dafür wird die Zeit vor der schriftlichen Reifeprüfung umorganisiert. In den letzten zehn Tagen vor den Tests findet normaler Unterricht statt. Die Lehrer werden dafür wie bisher entlohnt. Die Schüler können aber auswählen: Entweder gehen sie in den stundenplanmäßigen Unterricht in der eigenen Klasse, oder sie besuchen in den Parallelklassen jene Fächer, in denen sie maturieren werden.

Heinisch-Hosek spricht in einer Aussendung des Ministeriums von einer „praktikablen Lösung im Sinne der Schülerinnen und Schüler“. Die Schülervertreter sehen das ein wenig anders: Zwar sei man froh über den Kompromiss, allerdings nur als „Soforthilfemaßnahme“ für den ersten Durchgang der Zentralmatura 2015. Bundesschulsprecher Lukas Faymann, ein Burgenländer der ÖVP-nahen Schülerunion, betont, dass langfristig ausreichend Vorbereitungsstunden zwischen mündlicher und schriftlicher Matura bereit gestellt werden müssen.

Für Mathematik-Lehrer Daniel Landau, Initiator der Bildungs-Interessensgruppe „JedesK!ND“ ist der Kompromiss allerdings „sinnentleert und praxisfern“. Er würde den Unterricht für Maturaklassen nach dem Notenschluss komplett streichen – die ersparte Zeit solle dafür vor den mündlichen Prüfungen den Schülern zur Verfügung gestellt werden.

Holprige Premiere

Die in Sachen Bildungsreform massiv unter Beschuss geratene SP-Bildungsministerin Heinisch-Hosek weiß, dass ihr politisches Überleben von einer pannenfreien Zentralmatura abhängt. Schon beim ersten Probelauf im Frühjahr 2014 gab es mehrere schwere Pannen.

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So kann man die Sache natürlich auch sehen: 30 Prozent der Schüler haben auf die vom bifie zur Verfügung gestellte Probeschularbeit in Mathematik einen Fleck. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek redet die Zahlen schön: „Von 200 Klassen habe ich eine Rückmeldung. Die Auswertung zeigt, dass bereits jetzt mehr als 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler in den 8. Klassen ,maturareif‘ sind, 20 Prozent haben mit ,Sehr gut‘ oder ,Gut‘ absolviert. Diese Ergebnisse bieten wertvolle Hinweise sowohl für die weitere Item-Erstellung als auch für die Arbeit in den Klassen.“

Wie gut der Test ausgefallen ist, ist von Klasse zu Klasse recht unterschiedlich – an den BORG soll es besonders viele Fünfer gegeben haben. Felix Wagner (Schülerunion) weist darauf hin, dass der Erfolg wesentlich mit der Vorbereitung auf die Schularbeit zusammenhängt: „Das zeigt, wie wichtig gut ausgebildete Lehrkräfte sind.“

Kritik kommt vom Grünen-Bildungssprecher. Er fordert die Ministerin auf, zu handeln: „Richten Sie endlich eine Krisenhotline für betroffene Schüler ein. Und schmieden Sie einen Plan B, falls wirklich ein Drittel durch die Mathematura fällt. Es kann nicht sein, dass die Schüler die schlechte Vorbereitung ausbaden müssen.“