Politik/Inland

Millionenerbin Engelhorn: "Finanzminister kann viel mehr holen als mein Vermögen"

BASF-Millionärin Marlene Engelhorn verteilt ihr Vermögen. Der 50-köpfige "Gute Rat für Umverteilung" berät seit vergangenem Samstag, was mit den 25 Millionen Euro aus dem Familienbesitz von ihrer Großmutter Traudl Engelhorn  passieren soll. Fünf weitere Termine folgen. 

Warum müsse man es so kompliziert machen, fragt Armin Wolf am Dienstagabend in der "ZiB2". Für strukturelle Probleme brauche man strukturelle Lösungen, antwortet Engelhorn. Wenn sie ihr Vermögen "still und heimlich" verschenke oder spende, löse das kein Problem, man müsse weiter denken.

Das sei auch der Grund, warum sie das Geld nicht einfach an das Finanzamt überweise. "Das kann ich machen, aber es ist keine strukturelle Lösung", wiederholt Engelhorn. Niemand könne ihr verbieten, eine demokratische Lösung für ihre Problem zu suchen. Und: "Der Finanzminister kann sehr viel mehr holen als nur mein Vermögen."

Warum keine Partei unterstützen?

Auch die Unterstützung einer Partei komme für sie deshalb nicht in Frage: "Ich sehe nicht ein, dass sich andere über Parteispenden Einfluss erkaufen." Auch über eine Vermögens- und Erbschaftssteuer müsse "gesamtgesellschaftlich entschieden werden".

Und wenn der Bürgerrat beschließe, das Geld beispielsweise für Waffenkäufe auszugeben? Eine schwierige Frage, meint Engelhorn. Alles, was Leben gefährde, sei jedenfalls nicht machbar. Aber: "Ich kann mir nicht vorstellen - ich habe Vertrauen in die Demokratie -, dass etwas lebensfeindliches passiert."

Warum nur 90 Prozent des Vermögens spenden?

Warum sie das Erbe überhaupt angenommen habe, wenn sie es nicht gewollt habe, will Armin Wolf wissen. Sie habe lange darüber nachgedacht, sagt die 31-Jährige. Aber sie könne ihren Vermögenshintergrund nicht wegstreichen. Sie wolle etwas bewegen. Und wieder: "strukturelle Lösungen" schaffen.

Anders als oft in den Medien berichtet, will Engelhorn nicht nur 90 Prozent ihres Vermögens spenden. Auch wenn sie zunächst einen Teil behält, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, soll es "schlussendlich so nah wie ich es schaffe an die 100 Prozent herankommen".

Und wie reagiert ihre Familie? "Ich lebe in einer demokratisch eingestellten Familie", sagt die studierte Germanistin. Sie erfahre viel Unterstützung.