Politik/Inland

Ambros kritisiert "braune Haufen" in FPÖ und Kanzlerschweigen

"Mir wird angst und bange, wenn ich daran denke, was die österreichische Regierung in den nächsten drei Jahren noch so alles anstellen wird," sagt der österreichische Liedermacher und Popsänger Wolfgang Ambros in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ). "Weil die Regierung die ganze Zeit nur über Ausländer redet, fällt vielen Österreichern gar nicht auf, wohin die Reise geht. Die Pläne dieser Regierung bekommen nicht nur die Flüchtlinge zu spüren, sondern bald auch ärmere Österreicher", sagt der 66-Jährige.

Inhaltlich kritisiert Ambros die Aussage von Sozialministerin Beate Hartinger-Klein ( FPÖ), man könne von 150 Euro im Monat leben, als "irrsinnig". Der FPÖ warf er im Allgemeinen vor, "sich auf jeder Ebene nicht staatstragend" zu verhalten. "Fast jede Woche gibt es einen kleinen oder größeren Hammer in Verbindung mit FPÖ-Personal. Damit meine ich nicht nur den Skandal über das Burschenschaftler-Liedbuch, in dem von Judenvergasungen die Rede war", wird Ambros zitiert.

"Ich glaub dem kein Wort"

Dass sich FPÖ-Chef Heinz-Christian  vor dem freiheitlichen Akademikerball von Antisemitismus distanziert hatte, ringt Ambros keinen Respekt ab. "Ich glaub dem kein Wort", kommentiert er. "Ich bin mir sicher, dass es viele braune Haufen in der FPÖ gibt."

FPÖ-Politiker Udo Landbauer, der vor der Landtagswahl in Niederösterreich in die sogenannte Nazi-Liederbuchaffäre geschlittert war, werde "bald wieder auf der Bildfläche erscheinen dürfen", ist Ambros überzeugt. Dies sei möglich, weil Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) "abhängig von der FPÖ" sei, er habe "Angst, dass seine Regierung platzt", sagt Ambros in dem SZ-Interview. Nachsatz: "In Wirklichkeit ist Kurz nämlich gar nicht so stark, wie alle denken."

Von einem Kanzler erwarte er sich, "dass er auf den Tisch haut, wenn der Koalitionspartner sich daneben benimmt". Dies sei bei Kurz nicht der Fall. "Der schweigt immer, wenn es unangenehm wird", sagt Ambros.

Warum Kurz dennoch so populär sei, wird der Austropop-Star gefragt. Ambros: "Er sagt immer das Richtige, weil er inhaltlich nix sagt. Auf die Leute wirkt das angenehm."

Kurz sei halt "jung, fesch und geschmeidig. Deshalb fällt das vielen Leuten nicht so auf", sagt Ambros. Strache ist laut Einschätzung des Musikers hingegen der "Mann fürs Grobe. Dem und seiner rechtsradikalen Truppe lässt Kurz einfach alles durchgehen."

Pink-Floyd-Star übte Kritik an Kurz

Im internationalen Pop-Business ist Ambros mit seiner scharfen Kritik an Österreichs Regierung nicht allein. Pink-Floyd-Legende Roger Waters ließ zuletzt bei seinen Auftritten ein Video einblenden, das eine Liste mit angeblich "neofaschistischen" Tendenzen in Europa zeigt. Darunter befindet sich auch der Name von Kanzler Kurz, den Waters somit in eine Reihe mit rechtsnationalistischen Politikern wie Viktor Orbán, Nigel Farage oder Marine Le Pen stellt. Auch in Wien war das kritische Video zu sehen (der KURIER berichtete).

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