Ein teurer Abschied von den Griechen
Von Peter Rabl
Ein EU-Gipfel erstmals seit Jahren ohne das Hauptthema Griechenland. Das könnte eine gute Nachricht sein: Krise ist im Griff. Die Realität liegt anders: Griechenland wird von den Euro-Partnern abgeschrieben. Der Austritt aus dem Euro-Raum wird unvermeidlich. Milliarden Hilfszahlungen sind abzuschreiben.
Jetzt dürfen sich vordergründig alle bestätigt fühlen, die von Beginn der Griechen-Krise an vor einem Fass ohne Boden gewarnt hatten. Tatsächlich aber haben die insgesamt rund 240 Milliarden Hilfszahlungen und Garantien den drohenden Domino-Effekt verhindert: Erst fällt Griechenland, dann Portugal, dann Spanien, am Ende gar Italien und damit endgültig der ganze Euro.
Dabei war dieser ganze europäische Kraftakt ein arger Etikettenschwindel. Geholfen wurde in Wahrheit nicht „den Griechen“, sondern den Banken und Fonds, die sich über Jahre mit griechischen Staatsanleihen goldene Nasen verdient hatten. Einmal mehr in der globalen Krisenbekämpfung wurden private Risiken und drohende Verluste von den Staaten und damit den Steuerzahlern aufgefangen. Selbst die Beteiligung der Banken und Fonds an der Schuldenreduktion Griechenlands ist in Wahrheit zum Vorteil der Spekulanten und ihres Systems.
Die Griechen zahlen nur
Fast schon zynisch nehmen sich angesichts der wahren Nutznießer aller Hilfsaktionen die drastischen Sparauflagen aus, die den Griechen auferlegt wurden und werden. Sie müssen härteste Opfer bringen, ohne irgendeine positive Aussicht für das eigene Land, das Jahr für Jahr immer tiefer in der Wirtschaftskrise versinkt.
Da trifft es zwar unter den einfachen Bürgern auch viele, die über Jahrzehnte von einem durch und durch korrupten Parteienstaat angefüttert wurden. Aber die wahren Gewinner vergangener Boomzeiten bleiben jedenfalls ungeschoren.
50 Milliarden betragen die Steuerschulden reicher Griechen und großer Unternehmen. Bis zu 200 Milliarden haben die oberen Zehntausend auf ausländischen Konten gebunkert. Wohl der Großteil davon Schwarzgeld.
Nicht nur deshalb sind die Sparauflagen und die entsprechenden Beschlüsse des griechischen Parlaments in weiten Teilen unrealistisch. Keine Rede kann etwa von 50 Milliarden Staatseinnahmen aus Privatisierungen von Staatsvermögen sein.
Die Euro-Partner, die Europäische Zentralbank und der Weltwährungsfonds haben inzwischen einen Schutzwall um den griechischen Krisenherd gezogen. Die Folgen einer geordneten Staatspleite in Athen und eines Abschieds aus dem Euro erscheinen kalkulierbar.
Zeit für alle an der Griechenhilfe Beteiligten, darunter natürlich Österreich, langsam die Kosten zu kalkulieren. Da schlummern noch beträchtliche Risiken in Banken, da ist die Nationalbank über die EZB ordentlich engagiert und die staatliche Hilfe dürfte auch kein Nullsummenspiel werden. Von vollmundig versprochenen Gewinnen ganz zu schweigen.