Politik

China: Milliardär als KP-Spitzenfunktionär

Was in Amerika einst der Traum einer Karriere vom Tellerwäscher zum Millionär war, funktioniert in China heute als gern erzählte Geschichte eines armen Bauernkindes, das sich in den vergangenen Boom-Jahren zum finanziell erfolgreichen Unternehmer hochgearbeitet hat. Auf Liang Wengen trifft diese Geschichte ganz besonders zu: Vor 55 Jahren in ärmlichen Verhältnissen in einem kleinen Bergdorf in der chinesischen Provinz Hunan geboren, ist aus dem Flechter von Bambuskörben ein findiger Geschäftsmann geworden. Sein Vermögen von derzeit umgerechnet rund sieben Milliarden Dollar hat er dem anhaltenden Bauboom und seinem Maschinenkonzern Sany zu verdanken.

Ende der 80er-Jahre hatte Liang mit Schweißgeräten gehandelt. Mittlerweile gilt er als der reichste Mann im kommunistischen Staat. Und schon bald könnte er neben dem wirtschaftlichen Einfluss auch politisch mehr zu sagen haben.

Lokale Medien berichten, dass er als erster Unternehmer in der Geschichte der Volksrepublik als Mitglied des mächtigen Zentralkomitees bestellt werden soll. Ab Oktober auf der Ersatzbank des KP-Gremiums - ohne Stimmrecht. Kommendes Jahr, wenn die bisherige Führungsriege planmäßig ausgewechselt wird, wohl als ordentliches Mitglied. Die Wahl durch die Delegierten im Volkskongress erfolgt auf "Vorschlag" der Parteispitze. Im Gespräch ist Liang auch noch als Vize-Gouverneur seiner Heimatprovinz.

Signal an die Wirtschaft

Den Ehrentitel "Ausgezeichneter Aufbauer des Sozialismus mit chinesischem Charakter" hat der Unternehmer schon. Ihn nun mit echter politischer Macht auszustatten, werten viele in China als ein klares Signal an die Privatwirtschaft, die auf mehr Zusammenarbeit pocht.

Kritiker sprechen von "Beruhigung". Immerhin: Wengen sei längst Teil des Establishments, auch wenn er als erster Vertreter seiner Zunft in das Zentralkomitee aufsteigen kann. Der frühere Staatschef Jiang Zemin hatte schon 2001 angekündigt, Unternehmer in das Gremium zu berufen. Kommunist und superreich zu sein, schließt sich in China schon lange nicht mehr aus.

Innerster Machtzirkel: 350 Mitglieder

Kommunistische Partei Seit der Gründung der Volksrepublik 1949 ist die KP allein herrschende Partei. Ihre absolute Führungsrolle ist in der Verfassung festgeschrieben. Die Partei hat etwa 80 Millionen Mitglieder. Alle fünf Jahre findet ein Parteitag statt, an dem lange vorbereitete ideologische Richtungsänderungen abgesegnet werden. Außerdem wird dabei das
Zentralkomitee gewählt.

Mächtiges Gremium Das Zentralkomitee hat 350 Mitglieder und muss das hinter den Kulissen ausgesuchte 24-köpfige Politbüro und den Ständigen Ausschuss billigen. An der Spitze steht bis zum Führungswechsel 2012 Generalsekretär Hu Jintao.