Wladimir Putin: Der Mann, der sich nimmt, was er will
Die Figur des Wladimir Putin wird oft als die eines eiskalten Mannes des kommunistischen Geheimdienstes KGB gezeichnet. Ein Klischee? "Nein", sagt ein hochrangiger Diplomat, der nicht namentlich genannt werden möchte. Er kennt den Kreml-Chef auch abseits des offiziellen Parketts: "Putin ist, wie man sich einen klassischen KGBler vorstellt. Er ist eine Mischung aus eiskalt, und dann plötzlich blitzt doch einer Spur von Charme auf. Aber hinter der meist gelangweilt wirkenden Fassade steckt Stahl." Wenn Putin selten, aber doch lache, sei er nicht unsympathisch.
Und was ist von Russlands mächtigstem Mann jetzt in Sachen Ukraine zu erwarten? "Putin ist ein guter Pokerspieler – und er weiß ganz genau, was er riskieren kann und was nicht." Der Kreml-Chef ist absolut sicher, dass US-Präsident Obama keinen Krieg riskieren wird. Und auch von Europa befürchtet der Russe nichts.
Die Krim im Handstreich zu erobern, mit einem Pokerface offensichtlich russische Truppen als Selbstverteidigungskräfte zu verharmlosen – all dies tut Putin, weil er es tun kann. "Er nutzt die Schwächen der EU und der USA aus. Er ist mehr als ein Realist, er ist ein harter Machtpolitiker."
Block-Denker
Nach wie vor denkt der 61-jährige Putin in Blöcken, in Ost und West. Für ihn ist ein Staat nicht erfolgreich, wenn die Menschen in Wohlstand leben. Erfolg bedeutet vielmehr, wie viel Einfluss und Macht ein Staat über seine Grenzen hinaus ausübt. Und dabei hat Russland aus Sicht des Kremlherren noch viel nachzuholen.
Ohne Putin geht nichts
Das zeigt sich nicht nur jetzt in der Ukraine und zuvor schon in Georgien, in Moldau oder im Südkaukasus. Auch in den großen Konflikten der Welt spielt Russland stets den sperrigen Widerpart zum Westen. Sei es im Nahen Osten, im Iran-Konflikt oder in Syriens Bürgerkrieg. Ohne Russland und damit letztlich ohne Putin geht nichts mehr. Eine Haltung, die dem konservativen und als extrem diszipliniert geltenden Staatschef stets absolute Kontrolle abverlangt. Über Freunde, Verbündete, über sich selbst.
Selbst beim Skifahren in Österreich, so schildern es Bekannte, die mit ihm die Hänge runterwedelten, sei er zwar gut drauf, aber bestenfalls "relativ locker. Er ist irgendwie immer wie in einem Wettkampf."