Politik/Ausland

Myanmar: Oppositionsführer ruft zu Revolution auf

In Myanmar sind bei Protesten gegen die Militärmachthaber am Samstag mindestens zwölf weitere Menschen getötet worden. Unterdessen rief der geschäftsführende Chef der vom Militär abgesetzten Zivilregierung in seiner ersten öffentlichen Rede alle Bevölkerungsteile zur Fortsetzung der Proteste auf. "Diese Revolution ist die Chance für uns, unsere Anstrengungen zu vereinen", sagte Mahn Win Khaing Than in einer auf Facebook verbreiteten Rede.

In Mandalay, der zweitgrößten Stadt des Landes, eröffnete die Polizei das Feuer auf einen Sitzstreik, wie Augenzeugen der Nachrichtenagentur Reuters berichteten. Dabei seien fünf Menschen getötet und mehrere weitere verletzt worden. Heimische Medien berichteten über weitere Tote in der Wirtschaftsmetropole Yangon in der Stadt Pyay, wo die Polizei ebenfalls geschossen habe. Demonstranten erinnerten an den Todestag eines Studenten, der 1988 getötet wurde. Dies löste damals einen Aufstand gegen das Militär aus.

Proteste trotz Ausgangssperre

Trotz einer nächtlichen Ausgangssperre waren am Freitagabend landesweit wieder zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Militärjunta zu protestieren. Im Viertel Hledan in Yangon hätten sich Tausende Menschen mit Kerzen zu einer Nachtwache versammelt, berichteten die Zeitung "The Irrawaddy" und andere lokale Medien. Viele hielten Plakate in den Händen, auf denen sie die Freilassung der entmachteten und festgesetzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi forderten.

Vor den Zusammenstößen hatten sich Hunderte Menschen im ganzen Land zu Mahnwachen für getötete Demonstranten versammelt - von Hpakant im Norden bis Myeik im Süden Myanmars. In Yangon setzten sich Demonstranten auf eine Kreuzung, wo sie sangen und beteten. Samstagfrüh nahmen in Yangon zudem zahlreiche Menschen an einer Trauerfeier für den am Donnerstag getöteten Chit Min Thu teil. Viele Teilnehmer hielten als Zeichen des Protests drei Finger in die Luft.

Polnischer Journalist festgenommen

Die Deutsche Botschaft in Myanmar forderte indes umgehenden Zugang zu dem festgenommenen polnischen Journalisten Robert Bociaga. Die Diplomaten riefen die Behörden am Samstag zu einer "fairen und menschlichen Behandlung" des Reporters auf, wie es in einer auf Facebook veröffentlichten Mitteilung hieß.

Der Journalist, der in dem südostasiatischen Land auch für die Deutsche Presse-Agentur dpa tätig ist, war am Donnerstag nach übereinstimmenden Medienberichten in Taunggyi von Einsatzkräften festgenommen worden. Bei der Festnahme soll der 30-Jährige auch geschlagen und verletzt worden sein, wie ein Reporter von Khit Thit Media auf Facebook berichtete.

Seit der Machtübernahme des Militärs gehen die Menschen in dem südostasiatischen Land zu Zehntausenden auf die Straße. Die Sicherheitskräfte gehen brutal gegen die Demonstranten vor und setzen dabei offenbar auch gezielt tödliche Gewalt ein. Neben den Einsätzen gegen Demonstranten häuften sich zuletzt auch Berichte über nächtliche Patrouillen und Festnahmen. Seit dem Putsch am 1. Februar wurden nach UN-Angaben schon mehr als 70 Menschen getötet.