Politik/Ausland

Harris oder Trump: Wer ist die bessere Wahl für uns?

Deutschland mag er nicht, daraus hat Donald Trump nie ein Hehl gemacht. Schon als US-Präsident hatte er immer wieder gegen das Land seiner Vorfahren geätzt: gegen einen Staat, der in seinen Augen sicherheitspolitisch auf dem NATO-Trittbrett mitfährt, während die US die Lasten schultern müssten – und dabei auch noch enorme Exportüberschüsse erwirtschaftet. 

Sollte der 77-jährige Republikaner nächsten Jänner wieder als Herr im Weißen Haus angelobt werden, dürfte er kaum weniger giftig gegen Berlin austeilen.

Und Österreich? Die USA seien nach Deutschland der zweitwichtigste bilaterale Exportmarkt für Österreich, sagt Wifo- und WU-Wirtschaftsexperte Harald Oberhofer. Sollten die USA unter Trump Zölle auf Industrieprodukte einheben, „kann uns das natürlich wehtun“.

Denn ganz Europa würde in Trumps zweiter Amtszeit ein paar Unfreundlichkeiten um die Ohren gedonnert bekommen: 10 Prozent Zoll auf alle Importe in die USA fordert Trump ein. „Mit den Regeln des internationalen Welthandelssystems ist das natürlich nicht in Einklang zu bringen, aber Trump sind ja internationalen Organisationen nicht wichtig“, gibt Oberhofer zu bedenken.

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Um das „unfaire“ Deutschland speziell stärker zu treffen, könnte Trump gezielt Strafzölle auf jene Exportprodukte aufdoppeln, wo Deutschland besonders stark ist: Verbrennerautos, Lkw, große Baumaschinen. Und weil Österreich auch in diesem Sektor stark agiert, wäre Österreichs Exportwirtschaft auch erheblich betroffen.

Ein Handelskrieg

Zu spüren bekäme Österreich überdies auch die Effekte eines veritablen – und durchaus wahrscheinlichen – Handelskrieges zwischen China und den USA. Der Schock über amerikanische Zölle und wiederum unausweichliche chinesische Gegenstrafmaßnahmen würde den gesamten Welthandel negativ beeinflussen. Und wieder bekäme dies auch Österreich zu spüren.

Doch es gibt noch eine ganze Reihe von weiteren Staaten, die in der Ära Trump 2.0 die Wut des 47. Präsidenten der USA fürchten müssten. Eine Schwesterfirma (EIU) des britischen economist hat auf Basis verschiedenster Wirtschaftsdaten eine Liste jener Handelspartner erarbeitet, die von einer zweiten Amtszeit Donald Trumps am heftigsten betroffen wären.

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Dabei ganz oben auf der Liste: Mexiko.

Die größte Sünde

Die in den Augen Trumps größte „Sünde“: Mexiko hat im Vorjahr einen größeren Handelsüberschuss gegenüber den USA erzielt als China – mit 152 Milliarden Dollar war Washington gegenüber seinem südlichen Nachbarn im Minus. 

Dazu kommt der Ärger über die nicht enden wollende, illegale Einwanderung über die mexikanische Grenze. Dass Mexiko den heiligen Zorn Trumps zu spüren bekommen wird, liegt nahe – doch dass er zu schmerzhaften Strafzöllen greifen wird, gilt als eher ausgeschlossen.

60 Prozent Zoll

Vielmehr vermutet Wirtschaftsexperte Oberhofer, dass sich der Fokus Trumps vor allem gegen China richten würde: 60 Prozent Zoll auf alle chinesischen Importe hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Peking schon jetzt im Wahlkampf angedroht. „Zölle sind die Waffe, die man hat, und die werden auch verwendet“, sagt Oberhofer.

Und wie Trump agiere, habe man ja schon vier Jahre lang beobachten können. „Beim nächsten Mal kann es vielleicht noch radikaler werden.“ Mit sanftem Vorgehen gegenüber dem mächtigsten Konkurrenten kann niemand in den USA Wahlen gewinnen - also auch theoretisch eine Präsidentin Kamala Harris nicht.

China und die USA fechten einen Systemwettbewerb um die wirtschaftliche Vormachtstellung in der Welt aus – und Europa steht dabei nur auf der Seitenlinie“, schildert Oberhofer.

Und eine Präsidentin Harris?

Was würde eine Präsidentin Kamala Harris für Österreich bedeuten? Über ihre konkreten ökonomischen Vorstellungen und Pläne ist bisher wenig bekannt. Wahrscheinlich würde die 59-jährige Demokratin, so vermutet es Wirtschaftsexperte Oberhofer, auch als neue Chefin im Weißen Haus jenen Kurs fortführen, den US-Präsident Joe Biden vorgegeben hat.

Mit eindeutig mehr Vorteilen für Österreich als unter einem Präsidenten Trump: Harris steht generell für ein gutes transatlantisches Verhältnis, für Kooperation mit Verbündeten und wirtschaftlichen Partnern.

Zudem sieht die ehemalige Staatsanwältin aus Kalifornien in umweltfreundlichen Technologien einen Weg, den Klimawandel zu bekämpfen, aber auch einen Motor für Wirtschaftswachstum und Jobs. Höhere amerikanische Klimaschutzstandards könnten Europa und Österreich entgegenkommen, heimische Unternehmen von der US-Nachfrage nach grüner Technologie profitieren.

Andererseits würde aber auch eine Präsidentin Harris den grundsätzlich protektionistischen Kurs der USA nicht beenden. Mit dem viele hundert Milliarden schweren Inflations Reduction Act, den Biden durchgesetzt hat, wird vor allem die eigene US-Industrie unterstützt.

Und auch die holprigen Beziehungen zwischen den USA und China würden mit einer Präsidentin Harris schwierig bleiben. Sie dürfte die harte Haltung gegenüber China beibehalten, um Pekings Einfluss zurückzudrängen und gegen deren Dumpingpolitik vorzugehen. 

Allerdings: So ruppig wie ein Donald Trump würde die Ex-Vizepräsidentin wohl nicht vorgehen, die Gefahr eines Handelskrieges wäre geringer - was wiederum eine Exportnation wie Österreicher zu Gute käme.

Fazit: Mit einer US-Präsidentin Kamala Harris, der ersten Frau an der Spitze der USA, würde Österreich zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht besser fahren als mit einem Präsidenten Donald Trump.

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