Weißrussland: Erzbischof darf nicht zurück nach Minsk
Kondrusiewicz hatte sich mehrere Tage zu einem Arbeitsbesuch in Polen aufgehalten. Am Grenzübergang Kuznica/Bruzgi hätten ihm die Grenzbeamten ohne Angabe von Gründen am Montag die Einreise verweigert, wie das offizielle weißrussische katholische Kirchenportal „catholic.by“ laut Kathpress mitteilte. Erzbischof Kondrusiewicz ist weißrussischer Staatsbürger.
Erst am Sonntag war bei den katholischen Gottesdiensten in Weißrussland ein Hirtenbrief des Bischofs verlesen worden, in dem er zum Gebet und einem Ende der Gewalt aufrief. Mehrfach hat Kondrusiewicz auch die Gewalt der Polizei gegen friedliche Demonstranten verurteilt. Mit direkter Kritik an Präsident Alexander Lukaschenko hat er sich jedoch stets zurückgehalten.
10 bis 15 Prozent Katholiken
Der katholischen Kirche gehören etwa 10 bis 15 Prozent der 9,5 Millionen Weißrussen an. Die überwiegende Mehrheit der Bürger des Landes sind orthodoxe Christen.
Polen hat der Gründung der Solidarnosc-Bewegung vor 40 Jahren gedacht, der ersten freien Gewerkschaft im damaligen Ostblock. Am 31. August 1980 war das Danziger Abkommen unterzeichnet worden, in dem die sozialistische Regierung unabhängige Gewerkschaften zuließ. „Es war der größte Sieg in der Geschichte Polens“, sagte der erste Solidarnosc-Vorsitzende Lech Walesa am Montag in Danzig. 40 Jahre danach war am Montag Abend eine Solidaritätskundgebung mit der Demokratiebewegung im benachbarten Belarus (Weißrussland) geplant.
Veränderungen
Der umstrittene Präsident Alexander Lukaschenko hat unterdessen Veränderungen in Aussicht gestellt. Es gebe jetzt viele Forderungen, das autoritäre System im Land zu ändern, „Veränderungen, Veränderungen“, sagte Lukaschenko am Montag. Staatsmedien in Minsk verbreiteten Eilmeldungen mit der Überschrift: „Lukaschenko für Reformen“. Zehntausende Menschen hatten am Sonntag in Minsk bei Massenprotesten den Rücktritt des 66-Jährigen gefordert.
Die Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa warnte davor, Lukaschenko nach vielen nicht erfüllten Versprechungen in seinem Vierteljahrhundert an der Macht noch zu vertrauen. „Lukaschenko lügt und manipuliert wie seit 26 Jahren“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Minsk. Auch Politologen erwarten nicht, dass Lukaschenko echte Machtbefugnisse abgeben werde.
Russlands Wladimir Putin hält sich derzeit zurück: Er hatte Lukaschenko Sicherheitskräfte seines Innenministeriums im Fall einer Eskalation bei den Massendemonstrationen im Nachbarland in Aussicht gestellt. Dies sei aber noch nicht notwendig, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Staatsagentur Tass zufolge. „Die Lage bei dem Nachbarn verlangt in dem Fall bisher keine solche Hilfe.“