Politik/Ausland

Bernstein: "Kein US-Präsident log wie Donald Trump"

Als Journalist hat man es mit ihm nicht leicht. Wenn Carl Bernstein sich öffentlich zu Wort meldet – und das tat er in diesen Tagen in Wien bei den österreichischen Journalismustagen –, dann richten sich seine Mahnungen vor allem an seine Berufskollegen. "Unsere Arbeit machen" sollten wir, meint der legendäre Aufdecker der Watergate-Affäre. Und das heißt vor allem "wirklich berichten", "an Geschichten konsequent und hartnäckig dranbleiben" und "den Menschen zuhören, denn sie wollen die Wahrheit erzählen".

Den grundsätzlichen Pessimismus vieler Journalisten kann Bernstein nicht teilen, Amerika erlebe gerade eine "goldene Zeit des Aufdeckungsjournalismus", und das sei auch dem derzeitigen US-Präsidenten geschuldet. Denn der, macht der einstige Starreporter der Washington Post unmissverständlich klar, "lügt wie kein Präsident in meiner Lebenszeit bisher gelogen hat." Ob es sich also um blanke Lügen, um "Halbwahrheiten oder "Vertuschung" handelt, "Trumps Tendenz, unaufrichtig zu sein, ist auf spektakuläre Weise größer als die jedes anderen US-Präsidenten."

"Zu gutes Theater"

Dass dieser Mann trotzdem US-Präsident werden konnte, dafür gibt Bernstein auch den Medien schuld, in diesem Fall vor allem den US-Nachrichtensendern wie CNN oder Fox News. Man habe schon während der US-Vorwahlen versagt, weil man Donald Trump zuviel "gratis Sendezeit" geschenkt habe, "einfach weil das, was er bot, so gutes Theater war."

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Man habe also weitgehend verabsäumt, was man eigentlich hätte tun sollen, "über Donald Trump kritisch zu berichten", auch weil die Zuschauer dieser Sender das gar nicht mehr erwarten würden. Die würden vor allem mit dem "künstlichen Produzieren von Streitereien" bedient, analysiert Bernstein, "man versucht einfach zu einem Statement, von jemandem anderen die gegenteilige Behauptung zu bekommen. Aber das sei keine kritische Berichterstattung."

Stattdessen hätten viele Medien schon während der Vorwahlen "ihre eigentliche Arbeit machen" sollen und sich Donald Trump genauer anschauen: "Ein Geschäftsmann, der viele Leute betrogen hat."

Trumps Hausaufgaben

Dass Zeitungen wie seine Washington Post oder auch das konservative Wall Street Journal heute genau diese Recherchen machen, Trumps Vergangenheit oder seine ungeklärten Beziehungen zu Russland ausforschen, hat sich zumindest für diese Medien ausgezahlt. Sie verzeichnen Rekordleserzahlen, Print und Online. Ob diese Aufdeckerstorys Trump ein vorzeitiges politisches Ende bescheren könnten, kann und will Bernstein nicht vorhersagen. Er sei Reporter und halte sich lieber an Fakten. Und mit Fakten belegt sei, was für ein Staatschef der neue Mann im Weißen Haus sei. Trump habe "eine Tendenz, wie ein autoritärer Machthaber zu reden. Wir müssen abwarten, wie weit das noch geht".

Verschlimmert werde das durch Trumps Ignoranz: "Wir hatten noch nie einen Präsidenten, der von unserer eigenen Geschichte so wenig Ahnung hatte." Dazu komme, dass er faul sei. Schon als Star der Reality-TV-Show "The Apprentice" sei der Immobilienmogul ständig unvorbereitet gewesen: "Und er macht bis heute seine Hausaufgaben nicht."