Politik/Ausland

Die Zeichen stehen auf Sanders versus Trump

„Endlich! Ein Staat mit schwarzen Wählern“, witzelte Late-Night-Comedian Trevor Noah am Dienstagabend. Die Debatte der Demokraten war da gerade zu Ende gegangen; gekämpft wurde um die Wähler in South Carolina, wo am Samstag abgestimmt wird. Das Besondere dort: Die Wähler in dem Ostküsten-Staat sind zu 60 Prozent schwarz – die Kandidaten der Demokraten aber allesamt weiß.

Die Gretchenfrage lautet darum: Welcher der sieben Bewerber hat bei den Schwarzen am ehesten Chancen?

Theoretisch müsste es Joe Biden sein – Barack Obamas Vizepräsident hat seine ganze Kampagne auf die schwarze Community ausgerichtet. Er führt auch in allen bisherigen Umfragen für South Carolina; und er hätte einen Sieg bitter nötig, da er bei den bisherigen Vorwahlen höchst unangenehme Schlappen erlitt.

Bidens Patzer

Nur: Ob er nach der Debatte auch noch immer als Favorit gesetzt bleibt, ist mehr als fraglich. Dort leistete sich Biden nach einigen verunglückten Auftritten bei Wahlkampfshows den nächsten massiven Patzer: Er reklamierte eine Gesetzesinitiative für sich, die eigentlich seine Konkurrentin Amy Klobuchar zu verantworten hatte. Die rieb ihm das unter die Nase, die beiden gerieten sich darüber massiv in die Haare – wie ohnehin das ganze Bewerberfeld, das sich bei der Debatte sprichwörtlich an die Gurgel ging.

Damit wären wir beim eigentlichen Problem der Demokraten-Vorwahlen: Die Partei ist trotz Außenfeind Trump tief gespalten – und das zelebriert sie live im Fernsehen. Auf der einen Seite rangeln da mit Ex-Obama-Vize Biden, Kleinstadt-Bürgermeister Buttigieg, den Milliardären Bloomberg und Steyrer und Langzeit-Senatorin Klobuchar gleich fünf Kandidaten; und da keiner von ihnen aufgeben will, gibt es auch keinen klaren Favoriten.

Der Nutznießer dieses Dauerstreits? Bernie Sanders. Mit ihm konkurriert eigentlich nur Elizabeth Warren, und die scheint schon klein beigegeben zu haben, wie auch bei der TV-Debatte sichtbar wurde.

Linkes Schreckgespenst

In South Carolina wird Sanders deshalb zugetraut, die meisten Stimmen der People of Colour abzuräumen. Auch am „Super Tuesday“ kommende Woche, an dem in 14 Bundesstaaten gleichzeitig Vorwahlen stattfinden, ist er in Umfragen Nummer eins. Schafft er den Sieg, und gelingt einem der Underdogs wie Buttigieg oder Klobuchar nicht doch noch ein Überraschungserfolg, ist ihm die Kandidatur kaum noch zu nehmen.

Ob der Altlinke Bernie Sanders allerdings auch die beste Waffe im Kampf gegen Trump ist, bezweifeln die meisten der Kommentatoren. Trump-Wähler könnten sich durch seine polarisierenden Ideen dazu angeregt fühlen, vermehrt zur Urne zu schreiten, wird befürchtet; und moderate Demokraten würden seinetwegen eher zu Hause bleiben. Auch ihnen gilt er nämlich als zu „links“: Bei der Debatte kassierte der 78-Jährige mehrfach Buhrufe für seine Ideen.