Politik/Ausland

US-Wahlen: Romney sucht seinen Super-Vize

Er hat keine Macht, ist nur der Ersatzmann und kommt nur dann zum Zug, wenn der Präsident stirbt oder zurücktreten muss. Das Amt des Vizepräsidenten, so warnte schon Franklin D. Roosevelts Vize John Garner, "ist nicht mehr wert als einen Napf warmer Spucke".

Und doch sagt niemand Nein, wenn er oder sie für den Job des "running mate" gefragt wird. Viele Namen geistern dieser Tage durch die amerikanischen Medien bei den hitzigen Spekulationen, wer an der Seite des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney den Stellvertreter machen wird.

Als heißester Tipp gilt derzeit Marc Rubio, smarter Senator aus Florida, der als Sohn kubanischer Einwanderer den Vorteil hätte, auch viele Latino-Stimmen an sich zu binden. Als mögliche Kandidaten gelten aber auch der schwergewichtige Gouverneur New Jerseys, Chris Christie, oder der prominente Kongressabgeordnete Paul Ryan.

Auch Frauen werden genannt: eBay-Chefin Meg Whitman etwa oder die Gouverneurin von New Mexiko, Susanna Martinez, oder, besonders hoch im Kurs, Kelly Ayotte, Senatorin aus New Hampshire. Alle Kandidaten und -innen erfüllen das republikanische Pflichtprogramm: Sie sind gegen Abtreibung und Schwulenehe, für das Recht auf Schusswaffen und natürlich kategorisch gegen Obamas Gesundheitsreform.

Abgeschreckt

Nur eines drang bisher aus dem in dieser Frage streng verschwiegenen Kreis um Mitt Romney nach draußen: Sarah Palin, umstrittene Ikone der rechten Tea-Party und Ex-Vize-Präsidentschaftskandidatin von John McCain, wird dieses Mal ganz sicher nicht zum Zug kommen. Einen Flop wie mit der ultra-konservativen Palin, die mit einer Serie schwerer Patzer glänzte, wollen sich die Republikaner bei dieser Wahl nicht mehr leisten. Palin hatte zwar bei den Radikal-Konservativen abgeräumt, doch sämtliche Wähler in der republikanischen Mitte abgeschreckt.

Spätestens am Parteitag Ende August wird Romney das Rätsel um seinen Stellvertreter lüften. Wer hingegen Barack Obamas Vize sein wird, bewegt die Gemüter kaum. Wie schon in den vergangenen Jahren dürfte Joe Biden wieder mit von der Partie sein. Der gestandene Demokrat füllte seine Rolle pflichtgemäß aus: zurückhaltend, unauffällig und immer in der zweiten Reihe.

US-Vize-Präsident: Der zweite Mann

Pflichten: Im Falle des Todes, Rücktritts oder einer Amtsenthebung des Präsidenten übernimmt sofort dessen Stellvertreter dessen Amt. In der Geschichte der USA geschah dies bisher neun Mal – zuletzt 1974, als Gerald Ford nach dem Rücktritt von Richard Nixon ins Weiße Haus einzog.

Im Hintergrund: In der Tagespolitik der USA spielt der Vize gewöhnlich nicht mit. Er sitzt aber dem Senat vor und hat dort bei Stimmengleichheit die entscheidende Stimme. Aus dieser zurückhaltenden Rolle fiel einer heraus: Dick Cheney, der Stellvertreter George Bushs, galt als gnadenloser Strippenzieher.

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