US-Militär greift nach Tötung von US-Bürger Ziele in Syrien an
Nach Tötung eines US-Bürgers durch einen Drohnenangriff in Syrien hat das US-Militär dort Ziele von Verbündeten der iranischen Revolutionsgarden angegriffen. Er habe die Luftangriffe im Osten des Landes auf Weisung von US-Präsident Joe Biden genehmigt, sagte Verteidigungsminister Lloyd Austin. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten vom Freitag wurden dabei mindestens elf Kämpfer einer mit dem Iran verbündeten Miliz getötet.
"Iranischen Ursprungs"
Bei dem mutmaßlich iranischen Drohnenangriff auf einen Militärstützpunkt nahe Al-Hassaka im Nordosten seien ein Auftragnehmer des US-Militärs getötet und ein weiterer sowie fünf US-Soldaten verletzt worden, teilte das Pentagon mit. Man sei sich sehr sicher, dass die Drohne "iranischen Ursprungs" sei, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Freitag.
Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf Mitarbeiter der US-Regierung, das Luftabwehrsystem an dem Militärstützpunkt sei zum Zeitpunkt des Angriffs nicht voll funktionsfähig gewesen. Warum es zu dem Ausfall gekommen sei, werde noch untersucht. Auch ob die Angreifer über die Störung Bescheid wussten, sei noch unklar. Pentagonsprecher Ryder sagte, das Radarsystem habe ein vollständiges Bild wiedergegeben. Darüber hinaus würden die Umstände des Angriffs untersucht werden.
Kurze Zeit nach der Attacke reagierte das US-Militär mit Luftangriffen. Ziel seien Einrichtungen von Gruppen gewesen, "die mit den iranischen Revolutionsgarden in Kontakt stehen", sagte Austin. Es habe sich um zwei Luftschläge auf zwei Ziele gehandelt, sagte Ryder. Mit den "Präzisionsschlägen" solle der Schutz und die Verteidigung der US-Truppen gewährleistet werden. "Keine Gruppe darf unsere Truppen ungestraft angreifen", sagte Austin.
"Suchen keinen Konflikt"
US-Präsident Joe Biden versicherte, dass sein Land nicht an einem Konflikt mit dem Iran interessiert sei. Die USA "suchen keinen Konflikt mit dem Iran, aber sind vorbereitet, kraftvoll zu handeln, um unser Volk zu schützen", erklärte Biden am Freitag. In die gleiche Kerbe schlug der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby: "Wir wollen keinen Krieg mit dem Iran", sagte er dem Sender CNN.
Als Vergeltung für die US-Luftschläge sei die Militärbasis "Green Village" im Nordosten Syriens mit zehn Raketen angegriffen worden, sagte Ryder. Soldaten seien dabei jedoch nicht verletzt worden. Man gehe davon aus, dass hinter den Angriffen ebenfalls Gruppen stünden, die von den iranischen Revolutionsgarden unterstützt würden, sagte Ryder.
Am Donnerstag hatte der Kommandant der US-Truppen in der Region, General Erik Kurilla, in einem Kongress-Ausschuss in Washington zu iranischen Angriffen ausgesagt. US-Truppen seien in Syrien und dem Irak seit Anfang 2021 "etwa 78 Mal" angegriffen worden von mit Teheran verbündeten Kräften, sagte Kurilla. Der Iran sei heute militärisch gesehen "unermesslich fähiger" als noch vor fünf Jahren und verfüge über das größte und vielfältigste Arsenal an Raketen in der Region mit Tausenden ballistischen Raketen und Marschflugkörpern.
Weiterer Angriff
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte richteten sich die US-Angriffe gegen Ziele in und nahe Deir ez-Zor. Unter anderem seien sechs Milizionäre an einem Waffendepot getötet worden. Zudem hätten Truppen der US-geführten Koalition im Umfeld des angegriffenen Militärstützpunkts mehrere Menschen festgenommen.
Medienberichten vom Freitagabend (Ortszeit) zufolge kam es zu einem weiteren Angriff auf eine US-Basis im Nordosten des Landes. Es seien etliche Raketen südöstlich der Stadt Deir ez-Zor abgefeuert worden, über US-Opfer sei aber nichts bekannt, berichtete der Sender CBS unter Berufung auf nicht namentlich genannte US-Beamte. Pentagon-Sprecher Pat Ryder bestätigte die neuen Angriffe im Interview mit dem Sender CNN auf Nachfrage nicht. Man informiere, sobald man nähere Informationen habe.
Die US-Truppen wurden 2015 nach Syrien geschickt, um den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu unterstützen. Derzeit sind dort etwa 900 US-Soldaten zum Kampf gegen den IS stationiert, die meisten im Osten des Landes. Sie seien dort, "um den IS zu besiegen", sagte Kirby. Er räumte ein, dass der IS in der Region auch weiterhin eine Gefahr darstelle. Es sei eine gefährliche Umgebung, sagte Kirby, der IS sei noch immer in der Lage, Angriffe auszuführen.
IS weiter aktiv
Der IS hatte weite Gebiete in Syrien und dem benachbarten Irak beherrscht. Trotz des 2019 verkündeten militärischen Siegs über den IS sind dessen Zellen weiterhin im Land aktiv und verüben Anschläge. 2022 beanspruchte der IS etwa 280 Angriffe für sich in Syrien. US-Präsident Biden hat seit seinem Amtsantritt schon mehrfach Ziele der Iran-treuen Milizen in Syrien angreifen lassen.
Der Iran ist im Bürgerkrieg neben Russland der wichtigste Verbündete des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad. Dessen Regierung beherrscht etwa zwei Drittel des zersplitterten Landes, darunter die meisten größeren Städte samt der Hauptstadt Damaskus.