Politik/Ausland

US-Glaubenskrieger auf dem Vormarsch

John F. Kennedy, das ist in den USA auch heute noch ein schwieriger Gegner, gilt doch der ermordete US-Präsident vielen als Märtyrer für Fortschritt und Toleranz. Nicht so für Rick Santorum. „Das Kotzen“ sei ihm beim Lesen einer Kennedy-Rede gekommen, gab der republikanische Präsidentschaftswerber in einem Interview zum Besten. Es ist jene Rede, in der der damalige Präsidentschaftskandidat Kennedy ein flammendes Plädoyer für die Trennung von Kirche und Staat hielt.

Und genau diese Trennung geht dem christlichen Fundamentalisten Santorum gegen den Strich: „In was für einem Staat leben wir, in dem nur ungläubige Menschen in der Öffentlichkeit ihre Meinung vertreten können?“ Als Kämpfer für angeblich christliche Werte ist der ehemalige Senator aus Pennsylvania in den vergangenen Wochen völlig überraschend zum Favoriten im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur aufgestiegen. Er attackiert die Homo-Ehe, Abtreibung und sogar Colleges, die junge, gläubige Amerikaner nur unter Druck setzen würden.

Romneys Fehler

Nach Vorwahl-Siegen in mehreren Bundesstaaten liegt Santorum nicht nur landesweit in Umfragen vor seinem republikanischen Mitbewerber Mitt Romney, er könnte diesen heute, Dienstag, bei den Vorwahlen im Bundesstaat Michigan schlagen. Eine Niederlage, die für Romney verheerend wäre, galt doch Michigan, wo sein Vater einst Gouverneur war, immer als sichere Bank für den Multimillionär.

Doch Romney hat gerade in den krisengeschüttelten Industrieregionen im Osten der USA viele Sympathien verspielt, seit er 2008 die dortige Autoindustrie für schrottreif erklärte. Heute boomt der US-Automobilbau wieder – und Romney hat sein ohnehin angeschlagenes Image bei US-Arbeitern weiter ramponiert.

Das nützt Santorum, selbst aus einfachen Verhältnissen, geschickt aus. So stilisiert er Romney zum abgehobenen Millionär und beschimpft Präsident Obama als Snob. Die christlichen Konservativen, sie dominieren den rechten Flügel der Partei, hat er geschlossen hinter sich. Um aber gegen Obama zu bestehen, so fürchten republikanische Strategen, sind seine Ansichten viel zu radikal.