Ukraine: Russische Truppen nehmen Dorf im Osten ein
Die russische Armee hat nach eigenen Angaben am Samstag ein weiteres Dorf in der Nähe der strategisch wichtigen ostukrainischen Stadt Pokrowsk eingenommen. Russische Soldaten hätten "die Siedlung Schelannoje Wtoroje befreit", erklärte die Armee unter Verwendung des russischen Namens für das Dorf Schelanne Druge. Die Ukraine wiederum vermeldete am frühen Samstag den Abschusse eines russischen Kampffliegers in der Region Donezk.
Schelane Druge befindet sich in der Nähe der Stadt Kurachowe und südöstlich der Stadt Ukrainsk, deren Einnahme Russland Ende September verkündet hatte. Von Russland eingesetzte Behörden in der Stadt Gorliwka teilten inzwischen mit, dass durch ukrainischen Beschuss elf Zivilisten verletzt worden seien. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte überdies, dass in der Nacht zum Samstag zehn ukrainische Drohnen über den russischen Grenzregion Belgorod, Woronesch und Kursk abgeschossen worden seien. Der Gouverneur von Woronesch, Alexander Gussew, erklärte im Onlinedienst Telegram, ein Zivilist sei bei einem Drohnenangriff verletzt worden.
Auf ukrainischer Seite wurden in der südlichen Region Saporischschja nach Angaben von Gouverneur Iwan Fedorow zwei Zivilisten durch russische Angriffe getötet. Russland hatte seine Offensive gegen die Ukraine im Februar 2022 begonnen und hält derzeit 18 Prozent des Nachbarlandes besetzt. Nach einer Reihe von Rückschlägen im ersten Kriegsjahr machte die russische Armee 2023 an Boden gut und rückte 2024 weiter gegen die ukrainische Armee vor, der es häufig an Personal und Rüstungsgütern fehlt.
Die ukrainischen Streitkräfte haben am Samstagnachmittag einen russischen Kampfjet in der Region Donezk abgeschossen. Serhii Horbunov, Leiter der Militärverwaltung der Stadt Kostjantyniwka, sagte dies gegenüber Suspilne Donbas, berichtete die ukrainische Agentur Ukrinform. "Trümmer fielen teilweise um die Stadt Kostjantyniwka. Trümmer fielen auch in einem Wohngebiet - mehrere Privathäuser wurden beschädigt. Bei diesem Unfall wurde niemand getötet oder verletzt", sagte er vor Journalisten. Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte hatte zuvor angegeben, dass die russische Armee am 4. Oktober 1.280 Soldaten und acht Panzer verloren hat.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird am kommenden Samstag am Treffen der Ukraine-Unterstützerstaaten im rheinland-pfälzischen Ramstein teilnehmen. "Wir bereiten uns auf das 25. Ramstein-Treffen am 12. Oktober vor, das zum ersten Mal auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs stattfinden wird", erklärte Selenskyj am Samstag im Onlinedienst X. Er werde dort seinen "Siegesplan" vorstellen, der "klare, konkrete Schritte für ein gerechtes Ende des Krieges" enthalte, fügte er hinzu.
Russland könne durch "die Entschlossenheit unserer Partner und die Stärkung der Ukraine" aufgehalten werden, erklärte der ukrainische Präsident weiter. Bei dem Treffen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Ramstein bei Frankfurt werden mehr als 50 Verbündete der Ukraine erwartet, darunter US-Präsident Joe Biden. Selenskyj hatte überraschend bereits an dem letzten Ramstein-Treffen im September teilgenommen und dort bei den Verbündeten erneut für mehr Waffenlieferungen an die Ukraine geworben.
Das nun von Biden angesetzte Treffen findet nur wenige Wochen vor der US-Wahl am 5. November statt, deren Ausgang für die künftige weitere Unterstützung der Ukraine durch die USA entscheidend sein könnte. Der republikanische Kandidat Donald Trump steht US-Hilfen für die Ukraine zur Verteidigung im russischen Angriffskrieg kritisch gegenüber. Die Ukraine hat jüngst den Druck auf ihre westlichen Unterstützer erhöht, ihr zu erlauben, vom Westen gelieferte Waffen mit großer Reichweite auch tiefer auf russischem Gebiet einzusetzen.
Die in Hinblick auf die Truppenzahl und Waffen unterlegene ukrainische Armee tut sich mit der Verteidigung gegen die russische Offensive im Osten schwer. Russland meldet regelmäßig die Einnahme von Ortschaften, zuletzt zog sich die ukrainische Armee aus der Stadt Wuhledar zurück.