Gefangenen-Austausch im Morgengrauen
Die prorussischen Kämpfer in der Ostukraine und Vertreter der Regierung in Kiew haben am Freitag mit einem umfangreichen Gefangenenaustausch begonnen. Auf einer verlassenen, dunklen Straße nördlich der Rebellenhochburg Donezk begannen die Konfliktparteien mit der Freilassung von insgesamt knapp 370 Häftlingen, darunter 146 ukrainische Soldaten.
Nur mit Autoscheinwerfern wurde die Straße beleuchtet, auf der der Austausch im Beisein von Vertretern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stattfand. Ein AFP-Reporter berichtete, dass zunächst Zehnergruppen von prorussischen Kämpfern und ukrainischen Soldaten ausgetauscht wurden. Allesamt trugen Zivilkleidung und hielten große Taschen mit ihren Habseligkeiten in den Händen. Später dann wurden die Häftlinge in längeren Reihen gegenüber einander aufgestellt.
Glück
Der Austausch fand nahe der Ortschaft Kostjantyniwka statt und wurde von bewaffneten Truppen überwacht. Am Samstag sollte er beendet werden. Die Freilassungen waren bei den Friedensgesprächen in Minsk vereinbart worden. Nach viermonatiger Pause waren Vertreter der ukrainischen Regierung und der prorussischen Separatisten am Mittwoch erstmals wieder im Beisein der OSZE und einer russischen Delegation zu direkten Gesprächen in der weißrussischen Hauptstadt zusammengetroffen.
Keine Gespräche
Die Ukraine und der Westen werfen Russland vor, die prorussischen Rebellen im Osten des Landes mit Kämpfern und Waffen zu unterstützen. In dem Konflikt zwischen ukrainischen Regierungstruppen und Separatisten wurden seit April mehr als 4.700 Menschen getötet.
Mehr zur Lage in der Ukraine lesen Sie in unserer Reportage-Serie: Stefan Schocher und Jürg Christandl haben Menschen in der Ukraine besucht, die den Frieden herbeisehnen - wie etwa Lyudmilla, die auf ihren Mann wartet.